Forschungsprojekt: Betrieblicher Strukturwandel Elektromobilität imAutomobilbau

Exemplarische Analyse am Beispiel von Kfz-Zulieferern in Baden-Württemberg und Bayern

Projektziel

Der technologische Wandel im Automobil-Antriebsstrang stellt Kfz-Zulieferer vor große Herausforderungen. In einem iterativen Theorie-/Praxisabgleich werden vorliegende Studienergebnisse und Prognosen überprüft und so aufbereitet, dass sie als Grundlage für betriebliche Analysen zur Bewertung des Standortproduktportfolios genutzt und betriebliche Transformationspfade abgeleitet werden können.

Projektbeschreibung

Kontext

Der Weg hin zur Elektromobilität ist politisch gewollt, die zeitliche Dimension und die praktische Ausgestaltung sind jedoch von vielen Einflussfaktoren abhängig.

Inzwischen werden die Unternehmensstrategien insbesondere der großen Automobilzulieferer auf die neuen Herausforderungen ausgerichtet. Fehlende oder falsche Unternehmensstrategien können zu einer Bedrohung für die Beschäftigung in den Unternehmen der Automobilzulieferindustrie führen. Beschäftigungsrisiken können sich aber auch dann ergeben, wenn die Ausrichtung der deutschen (Produktions-)Standorte nicht zur Transformationsstrategie der Unternehmen passt. Für konkretes betriebliches Handeln muss deshalb die Betroffenheit des spezifischen Standortportfolios eingeschätzt werden können. Bei der Suche nach nachhaltigen Standortkonzepten muss die spezifische Innovationsrolle der deutschen Produktionswerke im internationalen Produktionsnetzwerk der Automobilindustrie berücksichtigt werden.

Fragestellung

Ausgangspunkt des Projekts war, dass sich die Branche in den Jahren 2018 bis 2021 mitten in der entscheidenden Phase der Transformation der Automobilindustrie befindet, sich dieses aber an vielen Standorten der Zulieferindustrie und insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen noch kaum widerspiegelt. Wie sind die Standorte der Automobilzulieferindustrie in Baden-Württemberg und Bayern für den Transformationsprozess Elektromobilität vorbereitet? Wie wird im Betrieb / am Standort mit der Herausforderung Elektromobilität umgegangen und geplant? Wie positionieren sich die Träger der Mitbestimmung? Das waren die wichtigsten Fragen im Forschungsprojekt. Ziel war es, die betrieblichen Interessenvertretungen für die Herausforderung Elektromobilität an ihren Standorten zu sensibilisieren und einen Beitrag für eine zukunftsorientierte Standortanalyse und daraus abgeleitete Standortkonzepte und -strategien zu leisten.

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsprojekt verbindet drei Analyseebenen:

1. Durch die fundierte Auswertung wissenschaftlicher Studien und Prognosen sollen deren Prämissen offengelegt und die Wirkungen möglicher Veränderungen systematisch aufbereitet und bewertet werden.

2. Befragungen bei OEM-Betriebsräten und Managern zu den Prognoseprämissen und aktuellen Entwicklungen im Produktionsprogramm leiten einen iterativen Analyse- und Bewertungsprozesses ein.

3. Im Zentrum stehen Experteninterviews mit Betriebsräten und Managern in rund zehn Unternehmen der Automobilzulieferindustrie, aus denen die Basis für die Standort-Betroffenheitsanalyse ermittelt wird.

Diese Schleife aus Prognoseanalysen, Befragungen und Bewertungen der Experten wurde über einen Zeitraum von drei Jahren jährlich durchgeführt, um schrittweise Entwicklungslinien und zeitliche Dimensionen des Strukturwandels erkennen zu können. Die Zwischenergebnisse wurden mit Betriebsräten aus der Zulieferindustrie diskutiert und weiterentwickelt.

Darstellung der Ergebnisse

Die Lage und die Perspektiven der Standorte von Automobilzulieferern stellen sich im Zeichen von Transformation und Corona sehr heterogen dar. Vor 2020 wurde Elektromobilität von Zulieferern vielfach in weiter Ferne gesehen. Heute ist es gemeinsamer Nenner, dass an emissionsfreien Antrieben für Pkw kein Weg mehr vorbeiführt und eine dynamische Entwicklung erwartet wird. Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs wird forciert und der Pkw-Absatz verschiebt sich stärker als noch 2019 erwartet zu batterieelektrischen Fahrzeugen. Eine strategische Neuorientierung auf Produkte jenseits des Verbrenners hat bei den Zulieferern eingesetzt, die den Ernst der Lage und die Beschleunigung der Entwicklung erkannt haben. Entwicklung, Produktion und Vertrieb neuer Komponenten und das Aufsetzen neuer Geschäftsmodelle sind jedoch sehr voraussetzungsvoll. Die Kunst besteht darin, den Fade-out konventioneller Produkte mit dem Fade-in neuer Produkte zu koordinieren und die Beschäftigten dabei mitzunehmen – also einen Arbeitsplatzabbau zu vermeiden und Qualifizierungsmaßnahmen umzusetzen. Ein wichtiges Handlungsfeld für Mitbestimmungsträger ist das Einfordern nachhaltiger Standortstrategien.

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