Forschungsprojekt: Innungen, Tarifbindung und Mitbestimmung im Wandel

Organisationsveränderungen und Handlungsoptionen

Projektziel

Innungen sind zentral für die Gestaltung von Arbeitsbeziehungen und Zukunftsherausforderungen im Handwerk. Ihre Funktionsfähigkeit wird jedoch durch den Rückgang von Organisationsgrad, Tarifbindung und Engagement gefährdet. Das Projekt fragt daher nach den Bedingungen, unter denen Innungen leistungsfähig sind, d.h. ihre gesetzl. Aufgaben (Qualifizierung, Tarifbindung, Dienstleistungen) erfüllen.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Innungen gehören zum Kernbestand der handwerklichen Selbstverwaltung. Als gewerbespezifische freiwillige Zusammenschlüsse nehmen sie zentrale Aufgaben in den Arbeitsbeziehungen des Handwerks wahr und ermöglichen dabei auch eine begrenzte Mitbestimmung der Arbeitnehmer*innen. Eine gute Performanz der Innungen ist vor diesem Hintergrund wichtig für die Mitbestimmung, die Gestaltung der Tarifbeziehungen und die Bewältigung wesentlicher Zukunftsherausforderungen im Handwerk wie etwa der Fachkräftesicherung. Gleichwohl reißen seit ca. 15 Jahren die Meldungen zu zurückgehender Tarifbindung, reduzierter Mitgliedschaft und Rekrutierungsschwierigkeiten im Ehrenamt nicht ab. Hieraus resultiert nicht zuletzt ein qualitativer Funktionsverlust der kollektiven Organisierung des Handwerks und seiner Mitbestimmungsstrukturen.

Fragestellung

Das Projekt fragt nach den Bedingungen, unter denen Innungen eine gute Leistungsfähigkeit (Performanz) aufweisen. Es fokussiert auf drei wesentliche Aufgaben der Innungen (lt. § 52 - 54 HwO), nämlich (1) die Berufsqualifizierung (Aus- und Weiterbildung), (2) die Tarifbindung der und (3) Dienstleistungen für die Innungsmitglieder. Es wird davon ausgegangen, dass die Performanz der Innungen durch die vorherrschenden Betriebsstrukturen, die generelle Bereitschaft, sich kollektiv zu organisieren, und durch den gewerkschaftlichen Organisationsgrad in einem Gewerbe bestimmt wird. Zusätzlich werden der Einfluss von Organisationsstrategien der Innungen und ihre Einbindung in öffentliche Aufgaben sowie die Engagementbereitschaft der Mitgliedschaft in den Blick genommen, um die Leistungsfähigkeit zu erklären. Inwieweit eine gute Performanz der Innungen zwingend von deren Organisationsgrad abhängt, wird als offene Forschungsfrage behandelt.

Untersuchungsmethoden

Die Studie erfasst die Performanz der deutschen Handwerksinnungen und identifiziert die entsprechenden Erklärungsfaktoren. Sie strebt zudem an, funktionierende Instrumente des Organisationsmanagements zu ermitteln. In einem Mixed-Methods-Design werden quantitative und qualitative Untersuchungsschritte kombiniert: Erstens soll – über die statistische Auswertung vorhandener Datensätze, explorative Expert*inneninterviews und einen Online-Survey – ein möglichst umfassender Überblick über die Entwicklung der deutschen Handwerksinnungen gegeben werden. Um zweitens die konkreten Prozesse in den Innungen, die Erklärungsfaktoren ihrer Performanz und erfolgreiche Instrumente des Organisationsmanagements zu erfassen, sind vertiefende Fallstudien geplant. Hier werden Expert*inneninterviews in ausgewählten Innungen durchgeführt, Organisationsdokumente sowie Daten zu den Aus-/Weiterbildungsleistungen und Dienstleistungen der Innungen sowie zur Tarifbindung erhoben und ausgewertet.

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