Forschungsprojekt: Räumliche und industrielle Effekte des European Green Deal

Projektziel

Der ökologische Wandel wird zu starken Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur führen. Diese Studie liefert eine Einschätzung über die zukünftige Entwicklung über die Effekte der Ökologisierung auf die Branchen der verarbeitenden Industrie, Regionen und Beschäftigten in Deutschland

Projektbeschreibung

Kontext

Die verarbeitende Industrie ist nach der Energieerzeugung der zweitgrößte Emitter von CO2, mit einem Anteil von 23% an den gesamten CO2 Emissionen im Jahr 2019 in Deutschland. Im Gegensatz zur Energieerzeugung nahmen die CO2 Emissionen der verarbeitenden Industrie in den letzten zehn Jahre allerdings nicht ab, sondern vergrößerten sich sogar leicht.

Innerhalb der verarbeitenden Industrie sind drei Branche, i.e. die Stahlindustrie, die Zementindustrie und die Grundstoffchemieindustrie für 66% aller THG Emissionen verantwortlich. Addiert man die Emissionen der Papierindustrie, Kokerei und Mineralölverarbeitung und der Produktion von Metallerzeugnissen hinzu, produzieren diese 6 Branchen 85% der THG Emissionen der verarbeitenden Industrie. Die Ökologisierung dieser Industrien ist ein beträchtliches Unterfangen, das einer Substitution alter Produktionstechnologien mit neuen, ressourcenschonenden Verfahren bedarf.

Fragestellung

Der ökologische Wandel führt a) zu technologischen, ressourceneffizienten Änderungen in der Güter- und Dienstleistungsproduktion und b) zu einer Substitution bestehender durch neue Güter und Dienstleistungen. Damit gehen Veränderungen in der Industriestruktur durch an Bedeutung gewinnenden und verlierenden Industriezweige einher, und es werden neue Anforderungen an die Arbeitnehmer hinsichtlich Ausbildung und Fähigkeiten gestellt.

Der Zweck der Studie ist eine Einschätzung über die Entwicklung hinsichtlich des ökologischen Wandels der Wirtschaft, sowie deren möglichen Effekte auf die Industrien, Regionen und Beschäftigten in Deutschland, zu erläutern und darzustellen.

Die daraus gewonnen Erkenntnisse sollen einen Beitrag für die Entwicklung einer kurz- oder längerfristigen, strategischen Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik liefern, und damit einen aktiven Umgang mit dem strukturellen Wandel auf nationaler und regionaler Ebene sowie am Arbeitsmarkt ermöglichen.

Untersuchungsmethoden

Die Studie analysiert zuerst anhand eines Literaturüberblicks die Möglichkeiten der Ökologisierung der verschiedenen Wirtschaftsbereiche in Deutschland. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf den technologischen Veränderungen in der verarbeitenden Industrie, insbesondere in der Stahlindustrie, Zementindustrie und der Grundstoffchemieindustrie, die gemeinsam für rund 66% der industriellen CO2 Emissionen im Jahr 2019 verantwortlich waren.

In weiterer Folge untersucht die Studie mögliche ökologische Entwicklungsszenarien der verarbeitenden Industrie und ermittelt die daraus resultierenden Wachstums- und Beschäftigungseffekte auf die deutschen Regionen anhand eines europaweiten, regionalen, Input-Output Modells.

Auf Basis der gewonnen Ergebnisse werden in der Studie entsprechenden Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik und Arbeitnehmervertreter abgeleitet.

Darstellung der Ergebnisse

Die Ökologisierung der THG intensiven Industrien kann als technologischer Wandel verstanden werden, wobei sich der Output in geringem Ausmaß verändern. Allerdings wird es zu einem Wandel in den Produktionstechnologien kommen. Dies bedeutet, dass die Ökologisierung keine Wachstumsstrategie ist. Tatsächlich ist das Wachstum davon abhängig, ob die für die Ökologisierung mobilisierten Investitionen zusätzlich zu den „normalen“ Investitionen stattfinden.

Der ökologische Wandel stellt hohe Ansprüche an die Arbeitnehmer. Mit der Entwicklung neuer Technologien steigt der Ausbildungsdruck und erfordert eine gute Grundausbildung und laufende Weiterbildung.

Gleichzeitig ist die Förderung neuer Technologien erforderlich, da viele noch einen geringen Marktreifegrad aufweisen. Dies bietet die Chance für langfristig technologischen Fortschritt und die Einnahme der Technologieführerschaft.

Viele THG intensiven Industrien haben ihre Schwerpunkte im Westen / Südwesten Deutschlands. Dadurch ist es wahrscheinlich, dass diese Regionen überproportional von Investitionen in neue Technologien profitieren. Diese birgt die Gefahr einer Vergrößerung der regionalen Ungleichheit in Deutschland.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Roman Römisch
Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche
roemisch@wiiw.ac.at

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
Saskia-Freye@boeckler.de

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