zurück
Lisa Herzog (2. v. l.) und Konrad Gilges (2. v. r.), Träger des Hans-Böckler-Preises. Rechts im Bild Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ganz links der Kölner DGB-Vorsitzende Witich Roßmann Magazin Mitbestimmung

Ehrung: Im Geiste der Gerechtigkeit

Ausgabe 05/2021

Konrad Gilges und Lisa Herzog wurden mit dem Hans-Böckler-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet. Von Andreas Molitor

Keine Frage, Konrad „Konny“ Gilges ist ein mehr als würdiger Träger des Hans-Böckler-Preises. Der 80-jährige Kölner ist sozialdemokratisches Urgestein, langjähriger Bundestagsabgeordneter, überzeugter Gewerkschafter, friedensbewegter Querkopf, Kämpfer für soziale Gerechtigkeit – und ein perfektes Beispiel dafür, wie das Sein das Bewusstsein bestimmt. Die jahre­lange Arbeit auf der Baustelle hat bei dem gelernten Fliesenleger tiefe Spuren hinterlassen. „Weil er aus eigener Erfahrung wusste, wie die Lebensrealität der Kolleginnen und Kollegen vor Ort ist, hat er sich später als Bundestagsabgeordneter immer und mit großem Einsatz für das Schlechtwettergeld eingesetzt“, betonte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann in seiner Laudatio, als Gilges für sein gewerkschaftliches und politisches Lebenswerk kürzlich mit dem von der Stadt Köln verliehenen Hans-Böckler-Preis ausgezeichnet wurde. Der Preis wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal verliehen. Dem Kuratorium gehören neben der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker u.a. auch der DGB-Vorsitzende sowie der Geschäftsführer bzw. die Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung an.

Die zusehends größer werdende Lücke zwischen Arm und Reich habe Gilges immer wieder umgetrieben, so Hoffmann. Nachdem die Bundestagswahl 1998 eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung an die Macht geführt hatte, gehörte Konrad Gilges zu den Initiatoren des Armuts- und Reichtumsberichts, bis heute einer der wichtigsten Beiträge zur Diskussion über Armut in Deutschland. Der Preisträger selbst konnte sich in seiner kurzen Dankesrede mit Blick auf die Situation bei der Deutschen Bahn einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: An Hans Böckler habe er vieles bewundert, nicht zuletzt sein entschiedenes Eintreten für das Prinzip „Ein Betrieb – eine Gewerkschaft – ein Tarifvertrag“.

Ebenfalls mit dem Hans-Böckler-Preis ausgezeichnet wurde die Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Lisa Herzog. Die 37-Jährige, Professorin für politische Philosophie in Groningen, griff zuletzt mit ihrem Buch „Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf“ in die Diskussion um die Zukunft der Erwerbstätigkeit ein.

Dirk Gilberg, Richter am nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshof, betonte in seiner Laudatio „die Kontinuität, mit der Lisa Herzog das gleiche Anliegen verfolgt, für das auch Hans Böckler stand“. Im Vokabular der bereits mehrfach ausgezeichneten Wissenschaftlerin „kommen Begriffe wie Betriebsverfassung und Kündigungsschutz an wichtigen Stellen vor, das Arbeitsrecht begreift sie als Werkzeug zum Bau einer gerechteren Wirtschaftsverfassung“. Ihr Aufruf zur Rettung der Arbeit atme „die Sorge vor technologischer und regulatorischer Entmündigung des Einzelnen, und damit seiner Entwürdigung“. Die Preisträgerin schlug den Bogen zurück zum Namensgeber des Preises und warf die Frage auf, „welches die Forderungen für die Demokratisierung der Arbeitswelt sein könnten, die genauso kühn und zukunftsweisend sind wie seinerzeit die Montanmitbestimmung“ – auf ewig das Werk Hans Böcklers.

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen