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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Im Einsatz für sichere Lebensmittel

Ausgabe 04/2014

Friedrich Stadelmann, 49, ist nicht immer gern gesehen, wenn er in Betrieben auftaucht. Gerade da, wo geschlampt wird. Er ist einer von 17 Lebensmittelkontrolleuren der Stadt Stuttgart - und hat als letztes Mittel die Macht, Lokale zu schließen.

Stuttgart, Hauptstätter Straße 58 „Im Innenstadtbezirk kontrolliere ich rund 1200 Betriebe – vom Döner-Stand bis zur Sterne-Gastronomie, Schulkantinen, Metzgereien, die Markthalle, Diskotheken, den Weihnachtsmarkt. Ich bin zu Fuß, im Auto und oft mit der Straßenbahn unterwegs, meist alleine. Nur bei größeren Betrieben, bei Kontrollen nach 19 Uhr oder wenn ein Betrieb eine schwierige Historie hat, ist ein Kollege dabei. Wir kommen grundsätzlich unangemeldet und kontrollieren vor allem die Hygiene, die Lagerung und den Frischezustand der Lebensmittel, die Personalhygiene, die Einhaltung von Kennzeichnungspflichten und ob die Mitarbeiter vorschriftsmäßig geschult werden. Je besser ein Betrieb abschneidet, umso länger werden die Intervalle zwischen den Kontrollen.

Wir gehen auch Beschwerden nach, dabei werden wir manchmal von Leuten benutzt, die sich rächen wollen oder neidisch sind. Döner-Betriebe sind definitiv nicht das Hauptproblem, die sind ja für den Kunden ganz gut einsehbar. Ich hatte auch schon Restaurants der gehobenen Klasse, wo vorne alles schön eingedeckt war, und in der Küche herrschte Chaos; ein anderer klebte Rinderfiletspitzen zusammen, um sie teurer als Filetstücke verkaufen zu können. Wir sind nicht unbedingt gern gesehen, werden auch mal beschimpft, schließlich zeigen wir den Leuten ihre Fehler auf.

Man darf sich nicht provozieren lassen, muss den richtigen Ton finden, ob Hoteldirektor oder Chef eines China-Restaurants. Manche sind auch dankbar für unsere Hinweise. Ein Kontrolleur muss selbstbewusst auftreten, aber sich auch ständig hinterfragen, schließlich haben wir eine gewisse Macht. Auch bei harten Sanktionen wie der Waren-Vernichtung oder der vorübergehenden Schließung versuche ich immer, dass der Betreiber das aus Einsicht freiwillig macht. Derzeit sind wir nur 17 Kollegen, wir müssten mehr sein, damit unsere Arbeit nachhaltig wirkt. Durch Vorgaben der Untersuchungsämter müssen wir jährlich etwa 3300 Proben nehmen, vom Olivenöl bis zum Deostift. Sinnvoller wäre, mehr Proben in der Frischegastronomie zu nehmen als zum x-ten Mal die Milch im Supermarkt zu überprüfen.“

 

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