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Magazin Mitbestimmung

: Editorial

Ausgabe 06/2003

Neuer Kopf für neue Ideen

von Cornelia Girndt     

Liebe Leser/innen,
halten Sie einmal diese Ausgabe neben jene vom letzten Monat. Und was sehen Sie da? Feinarbeit leistete auch die Mannheimer Agentur Signum an unserem Magazintitel. Ihrem Argument, eine Zeitschrift müsse einen unverkennbaren Charakterkopf haben, mochten wir uns nicht verschließen. Von nun an wird 'Mitbestimmung' immer in Rot-Orange, den Farben der Hans-Böckler-Stiftung, erscheinen.
Diesmal ist die Bühne bereitet für Darstellungen und Debatten rund um neue Trends in der Tarifpolitik: Dabei schreiten wir eine Tarifvertragslandschaft ab, die zunehmend differenzierte Optionen für Unternehmen und Betriebsparteien vorsieht - was die notorischen Kritiker der Flächentarife gerne übersehen. 
In den Großunternehmen gehören nach Leistung und Ertrag schwankende Arbeitnehmereinkommen beinahe schon zum Alltag. Das ist in der Kopplung an den Unternehmensertrag strittig, nicht nur "weil da für die Aktionäre anders gerechnet wird als für die Belegschaft", wie ein Betriebsrat berichtet (Seite 30). Was tun, wenn die Kennzahlen für die Gewinnermittlung undurchsichtig sind? Dazu geben wir im Serviceteil einige Tipps.  
Nicht freudig zugestimmt hat ver.di jenem Bankentarifvertrag, bei dem erst vier, dann acht Prozent eines Arbeitnehmer-Jahreseinkommens variabel umverteilt werden. Warum das so ist, erläutert Uwe Spitzbarth im Interview. Die IG BCE hingegen zieht im Rückblick auf zehn Jahre Erfahrungen mit Arbeitszeit- und Entgeltkorridoren ein durchweg positives Fazit: "Flexible und differenzierte Tariflösungen sind möglich, ohne dass der Flächentarifvertrag in seiner grundsätzlichen Bedeutung beschädigt wird", stellt Gottlieb Förster heraus.
In der IG Metall wird die Debatte unter dem Begriff "Zweistufigkeit" geführt: Berthold Huber und Jörg Hofmann tun dies vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen aus der Tarifrunde 2002 im Pilotbezirk Baden-Württemberg, bei der es erkennbar schwierig war, die "extremen Differenzen zwischen den Betrieben", letztlich unter einen Hut zu bekommen. Wie kann man Gewinnanteile für die Arbeitnehmer sichern? Und wäre dies das Ende der solidarischen Lohnpolitik?
Bei aller Skepsis: Die Gewerkschaften können nicht wollen, dass sie - in der Wahrnehmung der Belegschaften - vornehmlich für die betrieblichen Krisenpakte und Lohnabsenkungen zuständig sind, während die Arbeitgeber die Prämien aushandeln und die Gewinne verteilen.

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