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Magazin Mitbestimmung

Powerblades: Der Windkraftbauer

Ausgabe 11/2013

Alan-Thomas Bruce baut Flügel für Windkraftanlagen auf hoher See – und setzt sich dafür ein, dass seine Kollegen das auch in Zukunft noch tun können. Die Unsicherheit bei Politik und Investoren bremst die Windkraftbauer gerade komplett aus. Von Johannes Schulten

Vor allem schnell müsse die neue Bundesregierung handeln, sagt Alan-Thomas Bruce. „Bis Ende des Jahres haben wir noch Arbeit. Wie es ab Januar 2014 weitergeht, weiß niemand. Bis dahin brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen.“ Bruce baut Flügel für Windkraftanlagen auf hoher See. Genauer gesagt: Er setzt sich dafür ein, dass seine Kollegen auch in Zukunft noch Flügel bauen können. Als freigestellter Betriebsrat beim Bremerhavener Offshore-Spezialisten Powerblades, einer Tochter des Windkraftriesen REpower, rotiert er momentan zwischen Krisensitzungen, Personalgesprächen und Betriebsversammlungen – wenn er nicht gerade „im Dienste der Windkraft“ unterwegs ist. So nennt es Bruce, wenn er mit seinen IG-Metall-Kollegen öffentlich für das Gelingen der Energiewende demonstriert wie zuletzt beim „Cuxhavener Appell“, mit dem die fünf norddeutschen Bundesländer im August Planungssicherheit für die Offshore-Windkraft forderten.

Öffentlicher Druck ist derzeitig nötig. „Das Hin und Her bei der Energiepolitik hat dazu geführt, dass Investoren abspringen“, sagt Bruce. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz garantiert den Betreibern von Windkraftanlagen einen Mindestpreis für ihren Strom. Allerdings nur bis 2017. Was danach passiert, steht noch in den Sternen. Bruce kann die scheuen Investoren sogar verstehen: „Wenn ich nicht wüsste, was die Zukunft bringt, würde ich mein Sparschwein auch in der Schublade lassen.“ Ohne Investitionen geht offshore gar nichts, denn die Hochseewindparks kosten Milliarden. Und ohne Parks keine Aufträge für Powerblades und die zahlreichen anderen Unternehmen, die in den letzten Jahren vor allem in Norddeutschland entstanden sind und Tausende Arbeitsplätze geschaffen haben.

 „400 Jobs wurden in den letzten neun Monaten bei uns abgebaut, alles Leiharbeiter“, sagt der 52-jährige Bruce, der selbst als Leiharbeiter bei Powerblades angefangen hat. „Das waren gute Kollegen, die oft drei, vier Jahre im Unternehmen waren, Freundschaften geschlossen hatten. Jetzt sorgen sich die restlichen 250 Kollegen, dass es uns bald geht wie denen bei BARD in Emden oder Cuxhaven Steel Construction.“ Der Hochseewindmühlenbauer BARD und sein Tochterunternehmen gehörten zu den ersten Opfern der Offshore-Krise. In Emden wurde die Produktion im September eingestellt, im April in Cuxhaven. Inzwischen gibt es kaum ein Unternehmen ohne Probleme. Auch bei REpower wurde gerade ein Restrukturierungsprogramm verabschiedet, bis zu 750 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden.

 „Aber ohne Offshore-Windkraft wird es mit der Energiewende nichts werden“, sagt Bruce. „Denn nur auf See dreht sich rund um die Uhr und das ganze Jahr über die Mühle.“ Und was müsste die neue Bundesregierung jetzt tun? Ganz klar, meint er: Energiewende beschleunigen, Finanzierung verbessern und den Netzbetreibern genauer auf die Finger schauen. „Und wenn die mit der Anbindung der Windparks überfordert sind, muss der Staat das eben selbst in die Hand nehmen.“ Von seiner Gewerkschaft, der IG Metall, erwartet er, dass sie ihren klaren Kurs pro Energiewende fortsetzt. Und falls die Regierung die Zeichen der Zeit nicht erkennt? „Dann brauchen wir eben eine bundesweite Kampagne, am besten mit einer zentralen Demonstration in Berlin.“           

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