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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Das menschenfreundliche Büro

Ausgabe 12/2013

Ende der 50er Jahre entwickelten deutsche Unternehmensberater neue Konzepte für die Arbeit im Großraumbüro. Wirklich durchgesetzt hat sich das allerdings nicht. Noch immer schätzen viele das Einzelbüro. Von Kay Meiners

Das Großraumbüro ist in den Nachkriegsjahrzehnten eine freudlose Angelegenheit. Die Arbeitsplätze sind symmetrisch arrangiert wie die Tische einer Schulklasse. Die Büroorganisation folgt hierarchischen Gesichtspunkten. Ein junges deutsches Beraterteam, das Quickborner Team (QT), gegründet von den Brüdern Eberhard und Wolfgang Schnelle, will das ändern. Im Team sind unter anderem Mathematiker, Informatiker und Ingenieure. Ihr Gegenentwurf wird unter dem Namen „Bürolandschaft“ Furore machen.

Einer der ersten Kunden ist die Firma Bertelsmann, die das Kommissionshaus Buch+Ton in Gütersloh umgestalten lässt (Foto). Hier laufen die Kundendaten des Bertelsmann-Leserings zusammen; die Produktion, die Lagerung und der Versand von Büchern und Schallplatten sollen von hier aus gesteuert werden. Demonstrativ arbeitet auch Firmengründer Reinhard Mohn in der Bürolandschaft mit. Das Büro wird nach Arbeits- und Kommunikationswegen gegliedert: Pflanzen und Raumteiler strukturieren das scheinbare Chaos, Teppiche sollen den Lärm reduzieren. Trotzdem ist die Arbeit im Büro noch so laut wie die Fahrt in einem VW Käfer. Es sind die Jahre, in denen organisationstheoretische Ideen überall tayloristisches Gedankengut zurückdrängen. Angeregt und unterstützt wird dieser Trend durch die Kybernetik und eine breite­ sozialliberale Strömung in der Gesellschaft: Die „Humanisierung“ der Arbeitswelt und die „Teamarbeit“, Themen aus der Industrie, erreichen die Welt der Angestellten.

Für das Konzept werden neue, modulare Büromöbelsysteme benötigt. Die „Bürolandschaft“ kann bis in die USA exportiert werden. Doch mit dem Erfolg kommen die Nachahmer, die das Konzept verwässern. Dann kommt der Computer und ersetzt mit der Bildschirmkommunikation viele Prozesse, die zuvor über persönliche Kommunikation und Aktenweitergabe organisiert werden mussten. Eines aber ändert sich nicht: Die meisten Beschäftigten bleiben gegenüber der Arbeit in größerem Gruppen skeptisch. Ein Bürotyp steht auf ihrer Wunschliste ganz vorn: das Einzelbüro.

RÄTSELFRAGEN

■ In einem Film von Billy Wilder über einen kleinen Angestellten eines Versicherungskonzerns ist das klassische Großraumbüro zu sehen. Welchen Film suchen wir?

■ 1969 wurde Eberhard Schnelle in eine Projektgruppe des Kabinetts Kiesinger berufen, die Vorschläge zur Reorganisation der Bundesregierung machen sollte. Wie hieß diese Gruppe?

■ 1972 traten die Brüder Schnelle aus dem Quickborner Team aus und gründeten ein Unternehmen für Moderationstechnik. Welchen Namen hat es?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 28. Januar 2014 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

SCHICKEN SIE UNS DIE LÖSUNG

Redaktion Mitbestimmung, Hans-Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf

E-Mail: redaktion@boeckler.de

Fax: 0211/7778-225

AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 11/2013

Wilhelm Krützfeld – Holger Börner – 1988

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