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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Auf der Wache

Ausgabe 09/2012

Christoph Hüser, 47, arbeitet als Polizeihauptkommissar auf der Polizeiwache Nord in Münster. Nach dem Abitur begann er 1983 die Ausbildung im mittleren Dienst der Polizei, es folgte ein Studium zum gehobenen Dienst an der FH Wuppertal. Seit November 1997 ist er Dienstgruppenleiter.

Friesenring 43, 48147 Münster „Der Frühdienst beginnt um sechs Uhr morgens mit der Übergabe durch den Nachtdienst. Danach weise ich die Dienstgruppe ein. Wir besprechen die Lage: Wie oft wurde im Bereich der Wache eingebrochen? Was ist sonst passiert? Danach gehen die Funkwagen raus, ich bearbeite die Post und gehe mit dem Wachdienstführer die Personalplanung durch. Dann schreibe ich Stellungnahmen, bearbeite Beschwerden von Bürgern und schaue die Anzeigen durch, die im Laufe des Tages reinkommen.

Vor allem auf Kupferrohre haben es Diebe derzeit abgesehen. Auch Fahrraddiebstähle gibt es in Münster ausreichend – das Delikt mit der höchsten Häufigkeit. Wir sind vor allem hinter den organisierten Banden her, die die Fahrräder klauen und im Ruhrgebiet auf Flohmärkten verkaufen.

Jeder geplante Tagesablauf kann sich innerhalb von Sekunden komplett ändern. Im Schichtdienst sind wir die Ersten am Tatort. Ich muss dann auf der Stelle Entscheidungen treffen, die riesige Auswirkungen haben. Das ist eine Herausforderung, aber auch der größte Reiz bei der Arbeit. Kommt es zu einem schweren Unfall, bin ich vor Ort der zentrale Ansprechpartner. Meinen spannendsten Einsatz hatte ich 2003. Damals hatte ein 15-Jähriger einen Lkw gestohlen und wollte nicht anhalten. Wir haben die Autobahn gesperrt und einen Tieflader quergestellt. Erst dann konnten wir ihn stoppen.

Der Polizeidienst hat sich verändert. Die Menschen haben weniger Respekt voreinander. Es gibt eine größere Distanzlosigkeit, die Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei hat zugenommen. Früher waren Schutzwesten für uns kein Thema. Heute trägt sie jeder, und das auf jeder Schicht. An Wochenenden ist es besonders schlimm. Dann kommt es zu Schlägereien. Meine Philosophie ist: Jede Schicht ist eine gute Schicht, wenn alle Kollegen heil nach Hause kommen. Trotzdem macht es mir Spaß, zur Arbeit zu fahren. Ich liebe die unregelmäßigen Arbeitszeiten. Das sorgt für Abwechslung. Zudem kann ich so vor dem Spätdienst einkaufen gehen oder Behördengänge erledigen.“

Textdokumentation und Foto: Ingmar Höhmann

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