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WSI-Mitteilungen

Dünhaupt, Petra / Hein, Eckhard / van Treeck, Till : Finanzsystem und wirtschaftliche Entwicklung in den USA und in Deutschland im Vergleich - Eine makroökonomische Skizze

Ausgabe 12/2007

In den USA ist "Finanzialisierung" während der letzten zweieinhalb Jahrzehnte mit einer tendenziellen Abschwächung der Investitionstätigkeit bei gleichzeitig kräftiger Entwicklung des privaten Konsums u.a. auf der Grundlage von Vermögenspreissteigerungen einhergegangen. Im Ergebnis zeigte sich eine trotz schwacher Investitionstätigkeit positive Entwicklung der Unternehmensgewinne sowie eine relativ robuste gesamtwirtschaftliche Dynamik. Dieses Modell ist aber wegen der latenten Überschuldung vieler privater Haushalte sowie der hohen Auslandsverschuldung mit erheblicher Fragilität des nationalen und internationalen Finanzsystems verbunden. In Deutschland ist es nach dem Wiedervereinigungsboom ebenfalls zu einer tendenziellen Abschwächung der privaten Investitionstätigkeit gekommen - zusammen mit ersten Finanzialisierungstendenzen im Unternehmenssektor. Allerdings stand die unverändert hohe Sparquote der einkommensstarken und vermögenden Haushalte - zusammen mit einem deutlich restriktiverem makroökonomischen Politik-Mix und einer deutlicheren Umverteilung zulasten der Arbeitseinkommen - bisher einem nachhaltigen Anstieg der Konsumnachfrage im Wege. In Deutschland wird die Auseinanderentwicklung von Profiten und Investitionen vor allem durch hohe Leistungsbilanzüberschüsse ermöglicht, bei allerdings deutlich geringerem Wachstum als in den USA. Hieraus ergibt sich zudem eine besondere Gefährdung des realwirtschaftlichen Wachstums und der Finanzsystemstabilität durch Finanzkrisen im Ausland.

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