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WSI-Mitteilungen

Holst, Hajo : Disziplinierung durch Leiharbeit? Neue Nutzungsstrategien von Leiharbeit und ihre arbeitspolitischen Folgen

Ausgabe 03/2009

Das Flexibilisierungsinstrument Leiharbeit unterliegt einem betrieblichen Funktionswandel. Leiharbeitskräfte werden nicht mehr nur reaktiv eingesetzt, um Auftragsspitzen zu bewältigen und kurzfristigen Personalausfall zu kompensieren. Unternehmen errichten durch einen verstetigten und weitreichenden Leiharbeitseinsatz ein Sicherheitsnetz für die Kapitalrendite und die Profitabilität. So eingesetzt, wird Leiharbeit zu einem Instrument der strategischen Unternehmensführung. Die veränderte Funktion des Flexibilisierungsinstruments schlägt auf die Belegschaftsstrukturen im Einsatzbetrieb durch: Die Leiharbeitskräfte bilden keine Randbelegschaft mehr, die gering qualifizierte und strategisch wenig bedeutsame Tätigkeiten ausübt. Stattdessen sind beide Gruppen im Arbeitsprozess eng miteinander verflochten. Im Einsatzbetrieb wird durch die strategische Nutzung der Leiharbeit ein Mechanismus etabliert, der die kurzfristige Substituierbarkeit auch langjähriger Beschäftigter erhöht. Vermittelt über die Leiharbeitskräfte, die, obwohl fest in die betrieblichen Abläufe integriert, permanent mit einem Bein in der Erwerbslosigkeit stehen, wird die Arbeit der Stammkräfte enger an die allgemeinen Arbeitsmarktentwicklungen koppelt.

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