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Stabile Beschäftigung dank Betriebsräten Böckler Impuls

Coronakrise: Stabile Beschäftigung dank Betriebsräten

Ausgabe 06/2022

Bei mitbestimmten Betrieben war die Personalfluktuation während der Corona-Pandemie geringer als bei Firmen ohne Betriebsrat.

Jobsicherheit ist ein hohes Gut – insbesondere in Krisenzeiten. Dass Betriebsräte unter normalen Umständen dazu beitragen, Beschäftigte vor Arbeitsplatzverlusten zu bewahren, sei empirisch gut belegt, erklären Daniel Fackler, Claus Schnabel und Jens Stegmaier. Die Wirtschaftswissenschaftler von der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main, der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben untersucht, ob dieser Effekt auch unter den extremen Bedingungen der Coronakrise nachweisbar ist. Das Ergebnis: Betriebliche Mitbestimmung hat in dieser Phase tatsächlich für mehr Beschäftigungsstabilität gesorgt.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie seien heftig gewesen, schreiben die Forscher. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt brach im zweiten Quartal 2020 um mehr als 11 Prozent ein, über das gesamte Jahr um 4,6 Prozent. Bei der Beschäftigung betrug das Minus in jenem Jahr 1,1 Prozent, im Schnitt waren fast drei Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Insofern könne die Coronakrise als „Lackmustest für die Leistungsfähigkeit des kooperativen Systems der Arbeitsbeziehungen in Deutschland“ betrachtet werden.

Welche Rolle Betriebsräte in dieser Situation gespielt haben, haben die Wissenschaftler anhand eines Datensatzes überprüft, für den das IAB seit August 2020 regelmäßig 2000 private Betriebe zu den Auswirkungen der Krise befragt hat. In die Analyse einbezogen wurden sämtliche Betriebe mit mindestens fünf Beschäftigten.

Den Berechnungen zufolge waren die Einstellungs-, Entlassungs- und Kündigungsquoten sowie die Fluktuation insgesamt bei mitbestimmten Betrieben während der Corona-Pandemie deutlich geringer als bei den Firmen ohne Arbeitnehmervertretung. Das gilt auch dann, wenn Faktoren wie die Betriebsgröße, die Branche oder die Firmenstruktur statistisch berücksichtigt werden. Besonders stark ausgeprägt ist der positive Effekt bei tarifgebundenen Betrieben. Bei der Netto-Wachstumsrate der Beschäftigung oder der Inanspruchnahme von Kurzarbeit sind keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Die Ergebnisse zeigen, dass Betriebsräte Beschäftigung auch in Zeiten schwerer ökonomischer Krisen stabilisieren können, so das Fazit von Fackler, Schnabel und Stegmaier.

WSI-Studie

In der Coronakrise haben Betriebsräte nicht nur zu einer höheren Jobsicherheit beigetragen. Auch was das Aufstocken von Kurzarbeitsgeld, den Gesundheitsschutz und Weiterbildung angeht, stehen mitbestimmte Betriebe besser da. Das zeigt eine Studie des WSI. 

Daniel Fackler, Claus Schnabel, Jens Stegmaier: Personnel adjustments during the Covid-19 pandemic: Did co-determination make a difference? (pdf) Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Arbeitsmarkt- und Regionalpolitik, Diskussionspapier Nr. 121, November 2021

 

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