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HBS Böckler Impuls

: Sparen ist nicht immer der richtige Weg

Ausgabe 10/2006

Ginge es nach Deutschlands Ökonomen, der Stabilitätspakt der europäischen Währungsunion würde grundlegend umgestaltet. Nur eine Minderheit hält starre Defizitziele für die beste Strategie zum Schuldenabbau, ergab eine Umfrage unter mehr als 500 deutschen Wirtschaftswissenschaftlern.

Nur 15,6 Prozent hält es für eine gute Idee, jährliche Defizitziele zu verfolgen. Mehr als doppelt so viele - genauer: 37,2 Prozent - spricht sich dafür aus, dass sich die Regierung an Zielvorgaben für konjunkturunabhängige Ausgaben orientiert. Solche Ausgabenpfad-Modelle, wie sie auch das IMK empfiehlt, haben sich in den USA unter der Clinton-Regierung bewährt. Bei Reformen, die zwar Geld kosten, aber in Zukunft Wachstum bringen, hält fast die Hälfte der deutschen Ökonomen eine Vorfinanzierung über öffentliche Kredite für vertretbar.

Ebenfalls recht überraschend: Nach einem Vorbild für Deutschland gefragt, geben mehr Ökonomen ausgeprägte Sozialstaaten wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande an als eher marktradikale Länder wie Großbritannien oder die USA.
Zu den bedeutendsten Wirtschaftswissenschaftlern für das 21. Jahrhundert zählen die Deutschen so gegensätzliche Denker wie John Maynard Keynes und Milton Friedman. Der scheinbare Widerspruch lässt sich jedoch problemlos auflösen: Schließlich verdankt die Ökonomie Keynes die Erkenntnis, dass der Markt nicht alle Arbeitslosigkeit beseitigen kann. Friedman vertrat die Überzeugung, dass sich der Staat nicht überall einmischen muss.

  • Ökonomen sagen mehrheitlich: Regierungen sollten vor allem im Aufschwung sparen. Zur Grafik

Was Ökonomen wirklich wollen, Umfrage von Financial Times Deutschland (FTD) und Verein für Socialpolitik unter 551 deutschen Ökonomen, FTD, 10. Mai 2006

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