zurück
HBS Böckler Impuls

Kinderbetreuung: Mütter müssen zu Hause bleiben

Ausgabe 03/2006

Auch wenn sich die Regierungskoalition auf einen Kompromiss zur steuerlichen Absetzbarkeit von Betreuungskosten geeinigt hat: Das größere Problem ist und bleibt, dass es an Betreuungsangeboten - vor allem für kleine Kinder - mangelt. Der aktuelle FrauenDatenReport des WSI konstatiert langjährige familienpolitische Versäumnisse.

Seit zehn Jahren haben Kinder in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Allerdings erst vom dritten Geburtstag an. Jüngere Kinder gehen meistens leer aus: In Westdeutschland besuchen nur 6 Prozent der Kleinkinder eine Betreuungseinrichtung, in den neuen Bundesländern immerhin 37 Prozent.

An eine aktive Erwerbstätigkeit ist für viele Mütter - die noch immer die Hauptlast der Kindererziehung tragen - nicht zu denken. Die Familienpolitik habe sich zu lange darauf konzentriert Eltern Geld zu zahlen, aber Aus- und Aufbau von Betreuungseinrichtungen vernachlässigt, analysiert das WSI. Dies könne als "eine Ursache der hohen Armuts- und Sozialhilfequoten von allein erziehenden Müttern angesehen werden".

Auch das "Kindertagesbetreuungsausbaugesetz" von 2004 sei unzureichend: Es enthält weder verbindliche Zielgrößen für den Bedarf an Betreuungsplätzen, noch wurde - wie von der OECD gefordert - der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz auf jüngere Kinder ausgedehnt. Wissenschaftler kritisieren zudem, dass den Kommunen ausreichende Anreize und finanzielle Mittel fehlen, um das Betreuungsangebot  zu erweitern. 

Im internationalen Vergleich steht besonders Westdeutschland schlecht da. Nordische Länder kommen bei Kleinkindern auf Betreuungsquoten, die um ein Vielfaches über den Werten der alten Bundesrepublik liegen. So besuchen in Dänemark rund 60 Prozent der Ein- bis Dreijährigen eine öffentliche oder öffentlich geförderte Tages- oder Halbtageseinrichtung. In Finnland und Schweden ist es fast die Hälfte.

Der Ländervergleich lässt laut WSI eindeutige Rückschlüsse zu: Wo die Betreuungsangebote besser sind, arbeiten Frauen öfter und mehr. 

  • Ein klares Plus für den Osten: Hier gibt es deutlich mehr Betreuungsplätze für kleine Kinder. Zur Grafik

WSI-FrauenDatenReport, edition sigma, Dezember 2005. Mehr Infos zum Report

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen