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Inflation trifft besonders die Mitte Böckler Impuls

Volkswirtschaft: Inflation trifft besonders die Mitte

Ausgabe 02/2022

Ende 2021 sind die Verbraucherpreise stark gestiegen – vor allem für Mittelschichthaushalte.

Inflation trifft nicht alle gleich: Wer kein Auto hat und sich Urlaub ohnehin nicht leisten kann, hat keinen Nachteil durch höhere Spritpreise und teurere Reisen. Wer wenig Einkommen hat, spürt es aber besonders deutlich, wenn Güter des täglichen Bedarfs mehr kosten, seien es Strom oder Lebensmittel. Um präzisere Aussagen machen zu können, welche Haushalte wie stark von der Teuerung betroffen sind, hat Silke Tober den neuen IMK-Inflationsmonitor entwickelt. Der zeigt: Familien mit Kindern und mittlerem Einkommen sowie kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen haben aktuell die höchste Inflationsbelastung. Gemessen an einem für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkorb sind die Preise im Dezember 2021 um 5,5 Prozent gestiegen. 

Dagegen fällt für Alleinstehende mit sehr niedrigen Einkommen derzeit die haushaltsspezifische Teuerungsrate mit 4,4 Prozent am geringsten aus. Auch für Singles mit hohen und mittleren Einkommen lagen die Raten mit 4,7 beziehungsweise 5,0 Prozent im Dezember etwas unter der allgemeinen Preissteigerung von 5,3 Prozent. Bei Familienhaushalten mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen waren es 5,3, bei Familien mit höherem Einkommen 5,4 Prozent. 

„Die Inflation trifft gegenwärtig nicht überproportional Haushalte mit geringeren Einkommen“, fasst IMK-Forscherin Tober die aktuellen Beobachtungen zusammen. Dass die Inflationsrate für Alleinstehende mit geringem Einkommen vergleichsweise niedrig ist, habe einen einfachen Grund: Diese Haushalte können sich viele Waren und Dienstleistungen, deren Preise stark zugelegt haben, nicht leisten. 

„In den vergangenen Monaten ist die Inflation hochgeschnellt“, so Tober. Großen Einfluss hätten Corona-bedingte Sondereffekte, wie auch die Preisentwicklung für das Jahr 2021 insgesamt zeige, die mit 3,1 Prozent deutlich niedriger ist als die Monatszahlen zum Jahresende. Die Wissenschaftlerin rechnet damit, dass sich die Inflation im laufenden Jahr wieder spürbar abschwächt. Dennoch rät sie der Politik, insbesondere die Preise für Energie im Auge zu behalten – und gegebenenfalls über finanzielle Hilfen für Haushalte mit niedrigen Einkommen nachzudenken: „Gerade für Menschen mit geringem Einkommen stellen hohe Energiepreise eine große Belastung dar.“ Das gelte auch für Hartz-IV-Beziehende, denen der Staat zwar bei den Heiz-, aber nicht bei den Stromkosten unter die Arme greift.

Silke Tober: IMK Inflationsmonitor: Haushaltsspezifische Teuerungsraten, IMK Policy Brief Nr. 114, Januar 2022

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