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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Höhere Löhne stützen Wachstum

Ausgabe 12/2012

Höhere Tarifabschlüsse, geringere Inflation: Arbeitnehmer in Deutschland haben 2012 und 2013 Aussicht auf reale Lohnzuwächse. Das stützt die lahmende Konjunktur.

Die Zeiten, in denen Beschäftigten nach Abzug der Preissteigerung immer weniger von ihrem Lohn übrig blieb, sind nach der neuen Konjunkturprognose des IMK fürs Erste überwunden. Für dieses und das kommende Jahr rechnen die Wissenschaftler damit, dass die Bruttolöhne und -gehälter pro Arbeitnehmer um 2,5 beziehungsweise 2,1 Prozent zunehmen werden. Höhere Tarifabschlüsse sind ein wesentlicher Grund. Parallel erwartet das IMK einen Rückgang der Inflation auf 1,9 und 1,4 Prozent. Real hätten die Beschäftigten also 2012 und 2013 mehr Geld in der Tasche.

Robuster Konsum verhindert Schlimmeres. Das wirke sich positiv auf den privaten Konsum aus und stabilisiere die deutsche Wirtschaft in einer schwierigen Phase, konstatieren die Experten. Denn die tiefe Krise in Europa und eine nachlassende Wachstumsdynamik in Übersee bremsen Exporte und Investitionen deutlich. Die Ausfuhren werden laut IMK nur schwach wachsen, die Ausrüstungsinvestitionen in diesem Jahr sogar leicht zurückgehen. „Vor allem der robuste Konsum hält unser Wachstum knapp über der Nulllinie“, sagt Gustav Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. „Das zeigt, wie wichtig es ist, die Binnennachfrage nicht zu vernachlässigen. Diese Entwicklung sollte weiter gestärkt werden.“ Auch, weil sie dabei helfe, die gefährlichen Ungleichgewichte im Euroraum zu reduzieren.

Alternativen zum Sparkurs. Beim europäischen Krisenmanagement sieht das IMK seit dem EU-Gipfel Ende Juni ebenfalls Fortschritte. „Die Beschlüsse dürften den Krisenländern mehr Zeit bringen, ihre Sparauflagen umzusetzen. Damit wird endlich der gefährliche Austeritätskurs abgemildert“, erklärt Horn. Die Forscher empfehlen weitere ergänzende Schritte. Dazu zählen sie einen Schuldentilgungsfonds, wie ihn die deutschen „Wirtschaftsweisen“ vorgeschlagen haben. Über den Fonds würde eine in Umfang und Laufzeit begrenzte Form einer „gesamtschuldnerischen Haftung“ eingerichtet, die endlich das richtige Signal setze: Dass die Euroländer fest entschlossen sind, die Währungsunion zu erhalten. So bekäme auch die Europäische Zentralbank ausreichende Rückendeckung, um notfalls am Finanzmarkt wieder Staatsanleihen aufzukaufen, damit die Zinsen nicht zu hoch steigen.

  • Für 2012 und 2013 prognostiziert das IMK nur ein Mini-Wachstum als Folge der Euro-Krise. Der stabile private Konsum verhindert, dass die Konjunktur sogar ins Minus abrutscht. Grundlage dafür sind höhere Einkommen. Zur Grafik

Peter Hohlfeld, Gustav Horn u. a.: Auf schwankendem Grund ­- Deutsche Konjunktur zur Jahresmitte 2012 (pdf), IMK Report 72, Juni 2012

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