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HBS Böckler Impuls

Gender: Gleichwertige Arbeit, schlechter bezahlt

Ausgabe 05/2009

Die Politik könnte mehr tun, um die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern zu reduzieren.

Frauen werden in vielen Unternehmen weiterhin schlechter bezahlt als Männer. WSI-Forscherin Astrid Ziegler nennt Gründe: Frauen sind oft in Branchen mit geringen Löhnen, in schlecht bezahlten Teilzeitjobs und mit Unterbrechungen berufstätig. Vor allem werden frauentypische Tätigkeiten oft geringer bewertet, betont Ziegler. Selbst offensichtliche Anforderungen wie körperliche Belastungen bei Pflegekräften bleiben vielfach unberücksichtigt. Ein erheblicher Teil der Einkommensunterschiede lässt sich jedoch nicht anhand dieser Faktoren erklären. Er sei allein auf Diskriminierung zurückzuführen.

"In Deutschland gibt es keine Strategie zur Förderung der geschlechtsspezifischen Entgeltgleichheit", sagt Ziegler. Die Politik setze auf Freiwilligkeit, Gesetze fehlten. Andere Länder sind da ­weiter. Christina Klenner, Gleich­­stellungsexpertin am WSI, verweist auf das Beispiel Quebec: Nach dem Lohngleichheitsgesetz der  kanadischen Provinz sind Unternehmen ab zehn ­Mitarbeitern verpflichtet, ge­schlechtsspezifische Lohndiskriminierung zu ermitteln und zu beseitigen. Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten müssen hierfür ein Lohngleichheitskomitee einsetzen, dass zu zwei Dritteln aus Arbeitnehmervertretern und mindestens zur Hälfte aus Frauen besteht. "Dieses Modell könnte für Deutschland ein Vorbild sein. Das gilt auch für die in Quebec eingesetzten Softwarelösungen. Sie helfen Arbeitgebern, Arbeit gerechter zu bewerten", so Klenner.

  • Frauen werden häufig schlechter bezahlt als Männer. Im EU-Vergleich gehört Deutschland nur zum hinteren Mittelfeld. Zur Grafik

Astrid Ziegler ist Expertin für geschlechterspezifische Entgeltunterschiede am WSI.

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