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HBS Böckler Impuls

Ältere Beschäftigte: Altersteilzeit auf der Kippe

Ausgabe 13/2009

Ältere Beschäftigte nutzen Altersteilzeit verstärkt dazu, Rentenabschläge zu vermeiden. Nun ist jedoch der Fortbestand des sanften Ausstiegs aus dem Berufsleben fraglich - ob gefördert oder nicht.

Altersteilzeit ist nicht allein ein Instrument, um früh aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Zahlreiche Ältere nutzen sie inzwischen auch, um länger in einem Beschäftigungsverhältnis zu bleiben. Denn seit der vorzeitige Renteneintritt mit Abzügen bestraft wird, versuchen viele Beschäftigten, ihren Ruhestand aufzuschieben. Und dabei hilft ihnen auch die Altersteilzeit, "weil die Beschäftigten im Blockmodell zwar in der Freistellungsphase nicht mehr arbeiten, aber trotzdem Lohn und Gehalt und noch keine Rente beziehen". Zu dieser Einschätzung kommen Forscher des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen. Die Autoren des von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Altersübergangs-Reports stellen fest, dass Beschäftigte immer später in die Altersteilzeit einsteigen. 1997 reduzierten fast zwölf Prozent der 55-Jährigen ihr Arbeitspensum, 2007 trauten sich das nur noch drei Prozent.

Seit ihrer Einführung 1996 wächst das Interesse an der Altersteilzeit. Gegenwärtig befinden sich über eine halbe Million Menschen in dieser Phase, berichten die Wissenschaftler. Fast jeder fünfte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte über 55 halbiert seine Arbeitszeit und bekommt einen Teil der Einkommenseinbuße ersetzt - das Entgelt liegt um mindestens 20 Prozent über dem einer normalen halben Stelle, außerdem gibt es einen Zuschuss zu den Rentenbeiträgen. Stellt der Betrieb als Ersatz einen Arbeitslosen ein oder übernimmt er einen Auszubildenden, dann erstattet die Bundesagentur für Arbeit die Zusatzkosten. Dies geschieht derzeit aber nur in etwa jedem fünften Fall. Das bedeutet: In der Regel tragen die Unternehmen selbst den Mehraufwand.

Die Förderung neuer Altersteilzeitler durch die Bundesagentur läuft voraussichtlich zum Jahresende aus. Damit ist auch der Fortbestand der ungeförderten Variante fraglich. Die Altersteilzeit hängt dann ganz von tariflichen und betrieblichen Regelungen ab, weil es keine individuellen Ansprüche gibt. Viele Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen zur Altersteilzeit sind jedoch bis zum Ende der gesetzlichen Förderung befristet, erklärt das IAQ. Werden sie jetzt nicht verlängert, verschwindet auch die ungeförderte Altersteilzeit.

Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass viele Beschäftigte in kleinen Betrieben und Branchen mit geringer Tarifbindung schon jetzt keine Chance auf den sanften Arbeitsausklang haben. 2003 konnten sich nur etwa 16,3 Millionen Beschäftigte auf Tarifverträge zur Altersteilzeit berufen. Die Wissenschaftler regen an, individuelle Ansprüche zu entwickeln. Außerdem kritisieren sie die Vorschrift, dass Altersteilzeitler ihre Arbeitszeit nur halbieren können. Eine Reduktion der Arbeitszeit auf 70 oder 80 Prozent werde den Wünschen vieler Beschäftigter eher gerecht.

  • Die Altersteilzeit erfreut sich einer wachsenden Nachfrage. Inzwischen gehen nicht mehr nur westdeutsche Männer in Altersteilzeit, sondern auch viele Frauen. Zur Grafik

Martin Brussig, Matthias Knuth, Sascha Wojtkowski: Altersteilzeit: Zunehmend Beschäftigungsbrücke zum späteren Renteneintritt, Altersübergangs-Report 2/2009

Mehr zum Projekt Altersübergangs-Monitor

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