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WSI-Mitteilungen

Paul, Karsten / Zechmann, Andrea / Moser, Klaus : Psychische Folgen von Arbeitsplatzverlust und Arbeitslosigkeit

Ausgabe 05/2016

WSI-Mitteilungen 5/2016, Seiten 373 – 380

Zusammenfassung

Dieser Artikel fasst Befunde zu den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die psychische Gesundheit zusammen. Laut Studienlage weisen arbeitslose Menschen eine deutlich geringere psychische Gesundheit auf als Erwerbstätige. Längsschnittstudien und natürliche Experimente zeigen, dass das Stresserleben arbeitsloser Menschen hauptsächlich eine Folge von Erwerbslosigkeit ist. Zudem existieren Selektionseffekte, da Stresserleben zu Arbeitsplatzverlust und verzögerter Wiederbeschäftigung führt. Empirische Studien stützten wiederholt Jahodas Modell der latenten Deprivation, wonach der Verlust sogenannter latenter Funktionen der Arbeit (Zeitstruktur, Sozialkontakt, Status, kollektive Ziele, Aktivität) das Stresserleben arbeitsloser Menschen erklärt. Darüber hinaus mildern individuelle und situative Bewältigungsstrategien wie Selbstwert und soziale Unterstützung die negativen Konsequenzen von Arbeitslosigkeit ab. Der negative Gesundheitseffekt der Arbeitslosigkeit wird zudem durch die Dauer der Arbeitslosigkeit, den sozioökonomischen Status, das Geschlecht und das Alter moderiert. Auf Länderebene beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes und das Ausmaß der Arbeitslosenunterstützung die psychischen Auswirkungen von Erwerbslosigkeit.

Abstract

The article reviews psychological research into the consequences of unemployment on mental health. According to this research, unemployed people report considerably lower levels of mental health than the employed. Longitudinal studies and natural experiments show that the high stress levels among unemployed people mainly result from unemployment itself. Selection effects (the experience of stress leads to job loss and delayed reemployment) also exist. Jahoda’s latent-deprivation model proposes a lack of so-called latent functions of employment (i.e., time structure, social contact, status, collective purpose, activity) as an explanation for the negative effects of stress experienced by unemployed people. The model has repeatedly been endorsed by empirical studies. In addition to that, personal and situational coping resources such as self-esteem and social support at least partially mitigate the negative effects of unemployment. Moreover, the negative effect of unemployment on mental health is moderated by duration of unemployment, socio-economic status, gender and age. At country level, the economic development and the generosity of the unemployment protection system also have a moderating effect on the impact of unemployment on the mental health of its citizens.

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