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Systemrelevant Folge 149 über Mitbestimmung, Infrastruktur und Krisen Podcasts

Systemrelevant Podcast: Wie Mitbestimmung bei der Bewältigung multipler Krisen hilft

Daniel Hay erläutert die Erkenntnisse aus den Panels und Vorträgen der Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte und erklärt, wie die sozial-ökologische Transformation gelingt.

[23.06.2023]

Die Böckler Konferenz für Aufsichtsräte ist eine der wichtigsten Veranstaltungen der Hans-Böckler-Stiftung – und die wichtigste des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.). Wichtige Themen der Gegenwart wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, neue Arbeitsbedingungen, Infrastruktur in Lieferketten oder auch die Frage, welche Industriepolitik Europa braucht, werden hier jedes Jahr explizit aus der Perspektive der Aufsichtsräte-Praxis beleuchtet.

Daniel Hay, Direktor unseres I.M.U., erläutert anhand des Beispiels KI, was es für Mitbestimmungsakteure bedeutet, ein solches Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, auf den Prüfstand zu stellen und bewerten zu müssen. Oder wie schwierig die Aufgabe ist, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz durchzusetzen und alles zu beachten, was damit einher geht. In wie weit sind Kontroll- und Beschwerdemechanismen tatsächlich installiert? Oder was ist eigentlich alles Bestandteil der Lieferketten des Unternehmens. Häufig wäre es so, dass einige Unternehmen ihre eigenen Lieferketten in Gänze gar nicht kennen.

Sehr glücklich war Hay auch darüber, dass Robert Habeck es noch zur Konferenz geschafft hat – trotz akuter und langwieriger Verhandlungen an diesem Tag zum Gebäudeenergiegesetz. Der Minister hob die Mitbestimmung als Produktivitätsvorteil für die Unternehmen hervor, weil Arbeitnehmende in mitbestimmten Unternehmen aufgrund der Tatsache, dass sie motivierter sind, auch produktiver sind.

Laut Habeck wäre es nur folgerichtig zu sagen, dass Mitbestimmung Unternehmen stärker macht. Er hob die Werthaltigkeit und die Unternehmenskultur hervor, die durch Mitbestimmung insgesamt gestärkt werden, und betonte so auch noch mal das soziale an der Marktwirtschaft.

Dr. Irene Becker hat in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie ein angemessen hohes soziokulturelles Existenzminimum berechnet und festgestellt, dass das Niveau der Kindergrundsicherung je nach Alter der Kinder um 6 bis 30 Prozent höher sein müsste als nach der gesetzlichen Bedarfsermittlung.

Beckers Reformvorschlag sieht vor, die Konsumausgaben der gesellschaftlichen Mitte als Bezugspunkt zu nehmen. So wäre es nach Analyse der Armutsexpertin etwa plausibel, soziokulturelle Teilhabe als gerade noch gegeben zu definieren, wenn Haushalte bei den Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen nicht mehr als 25 Prozent und bei sonstigen Bedürfnissen nicht mehr als 40 Prozent von der Mitte nach unten abweichen. Damit lebt die Referenzgruppe zwar deutlich unter der gesellschaftlichen Mitte, hätte aber noch mehr Teilhabemöglichkeiten als bei der bisherigen Berechnung, die den Kindern und damit letztlich der gesamten Gesellschaft schadet.

Moderation: Marco Herack

Weitere Informationen

Dokumentation der Böckler Konferenz für Aufsichtsräte 2023: Infrastruktur für eine Sozial-ökologische Transformation

Tagungsbericht der Böckler Konferenz für Aufsichtsräte 2023: „Wir sind alle Lernende“

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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