Projektbeschreibung
Kontext
Die Bewältigung ökonomischer, sozialer und technologischer Herausforderungen erfordern mehr Selbstorganisation, Partizipation und Beteiligung von Beschäftigten. Der Arbeitsplatz als Ort der Meinungsbildung und Beteiligung rückt stärker in den Blick. Der betriebliche Nahbereich ist das originäre Feld gewerkschaftlicher Vertrauensleute. Vertrauensleute sind nah dran: Sie verfügen über große Sachnähe, kennen die Arbeitssituation vor Ort und haben eine persönliche Nähe zu den Kolleg/inn/en.
Die Entwicklung zu einer Betriebspolitik, die auf mehr Partizipation und individuelle Autonomie setzt, erfordert einen neuen Aufgabenzuschnitt für die Vertrauensleute. Neben den Betriebsräten sind Vertrauensleute wichtige Träger von Beteiligungsprozessen. Vertrauensleute bilden das Fundament für den notwendigen Unterbau der betrieblichen Mitbestimmung.
Fragestellung
Gegenstand des Projektes sind zwei wenig beforschte Dimensionen der Vertrauensleutearbeit. Erstens die innovativ-gestaltungsorientierte Dimension: Mit ihr öffnet sich die Mitbestimmung für die fachlichen Qualifikationen der Beschäftigten und für arbeitsplatznahe Fragen von „guter Arbeit“. Durch ihre Kompetenz und ihr Verständnis der Arbeitsprozesse liegt es nahe, dass Vertrauensleute sich stärker einbringen. Untersucht wird, welches Verständnis Vertrauensleute von Beteiligung haben, wie sie sich in Gestaltungsprozesse einbringen, welche Erfahrungen sie dort machen, welche Hindernisse eine Rolle spielen und welche Kompetenzen und Ressourcen sie für ihre Handlungsfähigkeit benötigen.
Zweitens die politisch-demokratische Dimension: Zu den Aufgaben von Vertrauensleuten gehört es, einen Beitrag zur politischen Meinungsbildung zu leisten. Ob und wie sie als politische Akteure auftreten, wurde bisher kaum erforscht.
Untersuchungsmethoden
Mittels Dokumentenanalyse, qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen wollen wir die Arbeit von Vertrauensleuten in zwölf Betrieben untersuchen, in denen die gewerkschaftliche Arbeit beteiligungsorientiert und unter Einbeziehung des Vertrauenskörpers geschieht. Vorgesehen sind je vier Betriebe (zwei Groß- und zwei KMU-Betriebe) der IG Metall, der IG BCE und Ver.di. Wir wollen Bedingungen für gelingende Beteiligung identifizieren und ermitteln, was hieraus für eine zukunftsfähige Vertrauensleutearbeit gelernt werden kann.