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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Pfeile für die Mitbestimmung

Ausgabe 04/2016

Im Jahr 1968 wirbt der DGB mit einem markanten Motiv für die Idee der Mitbestimmung. Von Kay Meiners

Ist das ein neues Verkehrszeichen? Kunst? Politik? Die Pfeile, mit denen der DGB im Jahr 1968 für Mitbestimmung wirbt, sehen aus wie Verkehrszeichen oder wie ein Werk, das man von der Kasseler Kunstmesse documenta weggekauft hat. Pop-Art, Opt-Art oder konkrete Kunst heißen die neuen Trends dort. Die neue Kunst ist laut. Sie liebt die einfachen Formen, Signalfarben und optische Experimente. Sie fordert das Establishment mit ironischen Zitaten aus der Alltagskultur heraus. Die Kunst beeinflusst die Werbung und entlarvt sie zugleich.

Die Gewerkschaften verlassen sich bei ihren Kampagnen nicht auf Werbeagenturen am Markt. Denn sie fürchten Interessenkonflikte mit der Privatwirtschaft. Deswegen wird 1965 in Köln unter gewerkschaftlicher Beteiligung die Agentur acon gegründet, die fortan zu den gemeinwirtschaftlichen Wirtschaftunternehmen der Gewerkschaften gehört. Geburtshilfe leistet eine ähnliche arbeitnehmernahe Agentur aus Schweden, die bereits seit den 40er Jahren existiert. 

In einer Schrift der Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) heißt es 1978 über die Gewerkschaftsagentur acon: „acon wirbt für ‚Produkte‘ besonderer Art, wie Umweltschutz und Unfallverhütung, Berufsberatung und Arbeitsvermittlung, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Verbraucherschutz.“ 

Aufträge erhält die acon damals nicht nur von den Gewerkschaften, sondern auch von sozialdemokratischen Ministerien. Unser Plakat zeigt die Leistungsfähigkeit der jungen Agentur. Zwei Pfeile, welche die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber symbolisieren, müssten ihrem Ursprung entsprechend in der Waagerechten mit voller Wucht zusammenstoßen. Stattdessen ändern sie ihre Richtung und streben gemeinsam nach oben. Wo sich die Pfeile überlagern wie zwei Bögen Transparentpapier, entstehen Schnittmengen – sogar ein dritter Pfeil. 

Aus einer Konfrontation wird etwas Gemeinsames – das ist die optimistische, kraftvolle Botschaft, die diese Werbung verbreitet. Abstrakte Motive in der Kunst und in der Werbung gelten auch heute noch als schwer vermittelbar. Aber das ist ein Vorurteil. Nicht nur, dass die Omnipräsenz von Marken, Symbolen und Corporate Designs uns längst eines Besseren belehrt hat – das acon-Plakat zeigt, wie sich eine politische Idee in einem abstrakten Zeichen verdichten lässt und wie man mit einer abstrakten Formensprache auch Emotionen wecken kann.

Rätselfragen

Wer war im Jahr 1968 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes?

In welchem Jahr ging die Bank für Gemeinwirtschaft in der schwedischen SEB AG auf?

Die documenta 2017 findet nicht nur in Kassel statt, sondern an einem zweiten Ort. Wo?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 30. September 2016 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 100 Euro 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro

Schicken Sie uns die Lösung

Redaktion Mitbestimmung 

Hans-Böckler-Straße 39 

40476 Düsseldorf 

E-Mail: redaktion@boeckler.de

Fax: 0211/7778-225 

Auflösung der Rätselfragen 3/2016

Marble Arch

Ramsay MacDonald

Galgen

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