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Magazin Mitbestimmung

Stahl-Konferenz: Mehr Wettbewerb, weniger Arbeit

Ausgabe 03/2016

Welche Werte prägen die Arbeitswelt von morgen, wie wirkt sich die Digitalisierung aus, wie steht es um die Mitbestimmung? Die Engeren Mitarbeiter der Arbeitsdirektoren Stahl luden bei ihrer Vollkonferenz zur Debatte. Von Andreas Schulte

 Die Arbeitswelt steht vor einem radikalen Wandel: Binnen 20 Jahren könnten 50 Prozent aller Stellen in der Stahlbranche wegfallen, warnt Viktor Mayer-Schönberger. Der Grund für die steile These des Professors für Internetrecht: Die Datenbasis vernetzter Computer wächst extrem schnell. Deshalb haben Rechner zunehmend bessere Entscheidungsgrundlagen als Menschen und ersetzen diese im Berufsleben. Roboter übernähmen zudem immer häufiger manuelle Tätigkeiten. Studien der Universität Oxford dienen Mayer-Schönberger als Grundlage seines Vortrags vor rund 100 Teilnehmern der von der Hans-Böckler-Stiftung veranstalteten Vollkonferenz der Engeren Mitarbeiter der Arbeitsdirektoren Stahl. 

Dabei handelt es sich um eine Arbeitsgemeinschaft aus Personalfachleuten, die in Ausschüssen etwa zu Schichtarbeit, Wissensmanagement oder Digitalisierung mitbestimmte Personalpolitik weiterentwickeln. Auf Interesse stießen vier Szenarien für die Mitbestimmung im Jahr 2035. Das gemeinnützige Institut für prospektive Analysen (IPA) stellte sie vor. Gemeinsam mit der Abteilung Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung hat das IPA die vier Szenarien – Wettbewerb, Kampf, Vertrauen, Fairness – entwickelt. Dass sich Vertrauen und Fairness als Handlungsmaximen in der Arbeitswelt bis 2035 durchsetzen würden, schien den Diskutanten eher utopisch. „Verstärkter Wettbewerb“ schien ihnen das realistischste Szenario. Folgen für die Mitbestimmung inklusive: Sie verlöre in dieser von internationalen Unternehmen dominierten Arbeitswelt, angesichts von immer mehr Freiberuflern und Werkvertragsarbeitern zunehmend an Einfluss.

Christian Scholz hingegen glaubt an eine künftig bedeutendere Rolle der Mitbestimmung. Der BWL-Professor an der Universität des Saarlandes erforscht die sogenannte Generation Z. Jene nach 1995 geborenen, sehr jungen Arbeitnehmer, so Scholz, unterscheiden sich von der leistungsorientierten Vorgänger-Generation Y – der Buchstabe Y wird auf Englisch wie ‚why‘, ‚warum‘ ausgesprochen. Während Ältere dazu neigten, sich selbst auszubeuten und sich auch ausbeuten zu lassen, achteten junge Beschäftigte beispielsweise wieder viel mehr auf Arbeitsrichtlinien. Scholz’ Fazit: „Die Generation Z wird ihre Interessen mithilfe der Mitbestimmung durchzusetzen versuchen.“

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