Rätselhaftes Fundstück: DGB für Israel

Ausgabe 04/2015

Die Bundesrepublik braucht lange, bis sie Israel endlich als Staat anerkennt - auch auf Druck des DGB.

 Ein leerer Stuhl ist das Symbol der Anzeigenkampagne, mit der der Deutsche Gewerkschaftsbund die Regierung in Bonn auffordert, „endlich die volle Anerkennung des Staates Israel durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu dokumentieren“. Das Jahr 1964, in dem die Anzeige erscheint, ist für die Diplomatie nicht einfach. Gerade sind heimliche Waffenlieferungen der Bundesrepublik an Israel bekannt geworden. Die arabische Welt ist empört. Der Kalte Krieg zwischen dem westlichen und dem sozialistischen Block heizt den regionalen Konflikt weiter an. Viele arabische Staaten drohen, die sozialistische DDR anzuerkennen, wenn die Bundesrepublik Israel anerkennt.

Die Anzeige des DGB wird auch in dem Sonderheft „Israel“ abgedruckt, das zwei Frankfurter Schülerzeitungen gemeinsam herausgeben. Der „bienenkorb“ ist die Zeitung der Liebigschule, einem Jungengymnasium, die „gazette“ kommt von der Bettinaschule, an der Mädchen unterrichtet werden. Das Sonderheft ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studienreise von Schülern und Schülerinnen beider Schulen. Der damals 19-jährige Hans Joachim Sperling, einer der Herausgeber, widmet der Frage der diplomatischen Beziehungen einen eigenen Beitrag. Er schreibt: „Eines der Ziele unserer Studienfahrt war es, den Israelis zu zeigen, dass es ein neues Deutschland gibt. (…) Aber wie soll diese Aufgabe erfüllt werden, wenn die höchste Vertretung unseres Staates auf diesem Weg Hindernisse baut?“

Auch die Kirchen machen Druck, das Verhältnis zum jüdischen Staat auch formal zu bekräftigen. So kommt es, dass die Schüler nicht mehr lange warten müssen. Am 12. Mai 1965 nehmen die Staaten offiziell diplomatische Beziehungen auf. Der Bundeskanzler leitet gegen den erklärten Willen des Auswärtigen Amtes den Botschafteraustausch ein. Erster deutscher Botschafter in Israel wird Rolf Friedemann Pauls. Als Reaktion darauf brechen zehn arabische Staaten die Beziehungen zur Bundesrepublik ab, erkennen aber nicht – was befürchtet worden war – die DDR an.

Text: Kay Meiners

RÄTSELFRAGEN

- In welchem Jahr wurde der Staat Israel gegründet?

- In welchem Land setzte Pauls 1969 seine diplomatische Karriere fort?

- Welcher Kanzler war es, der sich 1964 über das Auswärtige Amt hinwegsetzte?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 29. Mai 2015 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

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AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 3/2015

Berliner Wirtschaftsblatt – Jean Pierre Simon – BAuA