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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Plakate für die Mitarbeiter

Ausgabe 03/2015

In den 50er Jahren vertreibt die Industrie GmbH Plakate, mit denen Industrielle ihre Belegschaft in ihrem Sinne beeinflussen wollen. Gut gemeinte Ratschläge oder psychologische Kriegsführung?

Ein böser Traum stört auf diesem Plakat den Schlaf des jungen Angestellten. Ein Dämon lässt sich auf seinem Bett nieder, als der Wecker die Mitternachtsstunde anzeigt. Die Personifizierung des schlechten Gewissens ist sehr anschaulich geraten. Eine Hand des graugrünen Wesens weist auf den Schlafenden, die andere auf einen Stapel unerledigter Papiere. Der Blick ist stechend, der Mund zur vorwurfsvollen Anklage geöffnet. 

Das eindringliche Aufklärungsplakat aus den 50er Jahren gehört zu einer ganzen Serie, die die Industria GmbH vertreibt. Ihr Gründer ist der 1905 in Lodz geborene Industriellensohn und Verleger Erwin von Kuk, ihre Kunden sind Unternehmer, die damit das Betriebsklima in ihrem Sinne beeinflussen wollen. Dass ein Problem wie die Schlaflosigkeit durch Überlastung thematisiert wird, scheint fortschrittlich. Doch der Rat klingt simpel: „Schiebe nichts auf morgen, tu es gleich.“ Von modernen Techniken des Zeitmanagements ist diese Aufklärung noch ein ganzes Stück entfernt. Die wenigstens Plakatmotive dienen dem Arbeitsschutz; es dominiert ein moralisierender, zuweilen einschüchternder Ton: „Kritik hilft Dir! Lehne sie nicht ab!“, „Enthusiasmus: Ein Magnet, der Aufträge anzieht!“ oder, schon drohender: „Schlechte Manieren erwecken Widerstand, gefährden den Auftrag und Deine Existenz!“ Die Stile der einzelnen Plakate wirken uneinheitlich. Offenbar sind mehrere Zeichner für die Firma Industria tätig. Ihre Plakatentwürfe erinnern oft noch an die 1920er und 1930er Jahre, in denen für die Werbung und Massenaufklärung ein realistischer, drastischer Plakatstil entwickelt worden ist. Im Design und in der Alltagskultur der Deutschen gibt es vor und nach 1945 mehr Kontinuitäten, als viele wahrhaben wollen – das gilt auch für die Ansprache im Betrieb. Der Weg zu einem modernen Miteinander der Betriebsparteien gestaltet sich in den Jahren des Wiederaufbaus zuweilen noch etwas holprig. Gut gemeinte Ratschläge nehmen da gelegentlich noch den Charakter einer psychologischen Kriegsführung an.

RÄTSELFRAGEN

- Im Jahr 1949 war Erwin von Kuk neben dem Journalisten Fredrik de Haas Herausgeber einer Wochenzeitung, die sich für den Interzonenhandel einsetzte. Wie hieß diese Zeitung?

- Der Plakatentwurf lehnt sich an Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert an. Wie heißt der Künstler, der im Jahr 1810 einen ähnlichen Stich mit dem Titel „Cauchemar“ (Albtraum) schuf?

- Heutzutage kümmert sich die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin um eine moderne Aufklärung am Arbeitsplatz. Wie wird ihr Name abgekürzt?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 16. April 2015 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

SCHICKEN SIE UNS DIE LÖSUNG

Redaktion Mitbestimmung, 

Hans-Böckler-Straße 39, 

40476 Düsseldorf, 

E-Mail: redaktion@boeckler.de

Fax: 0211/7778-225

AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 1+2/2015

Ismet Inönü – Schweiz – 2005

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