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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Schmiedin

Ausgabe 12/2014

Gabriele Sawitzki, 59, ist Metallbaumeisterin, betreibt in Berlin die Rixdorfer Schmiede, engagiert sich in der Berufsgenossenschaft und wurde 2014 vom Berliner Senat mit einem Sonderpreis zur Unternehmerin des Jahres gekürt.

Berlin, Rixdorfer Schmiede, Bürgerstraße 17 „Dass ich Metallbauerin geworden bin, war Zufall. Ich hab erst Lebensmitteltechnologie studiert, aber das war mir dann zu wirtschaftsnah. Damals war ja die Zeit der Hausbesetzungen und Kollektive. Es gab einen Sog für Frauen in Handwerksberufe, und ich habe 1981 eine Lehre als Maschinenschlosserin gemacht und anschließend mit einer Gruppe Frauen eine alte Schmiede-Schlosserei wieder aufgebaut. Wenn man das Sozialprestige anguckt, war das ein Abstieg: Industrieberufe gelten als höherwertig – da macht man sich nicht so dreckig, hebt nicht so schwer und verdient 25 Euro, während es bei uns nur zwölf Euro sind. Ich mag meinen Beruf, und mir macht es nichts aus, draußen zu arbeiten oder hier in der ungeheizten Werkstatt. 

Ich arbeite in zwei Bereichen. Zum einen mache ich 100 Jahre alte Zäune wieder fit für die nächsten 100 Jahre, zum anderen baue ich einbruchhemmende Türen und Stahl-Glas-Elemente für Büros. Umweltbewusste Konstruktion und Produktion und ein freundlicher Umgang mit der Nachbarschaft sind mir wichtig. Meine Firma, die Rixdorfer Schmiede, ist stadtweit bekannt. Oft kommt die Frage, ob die Arbeit für Frauen nicht zu schwer sei. Darauf antworte ich: In der Altenpflege arbeiten fast nur Frauen, und viele Menschen dort wiegen mehr als 50 Kilo. Wir können zu zweit anfassen und zusätzlich die Hebelkraft nutzen. Was aber bei uns fehlt, ist eine Willkommenskultur für junge Frauen. Ich selbst habe viele Frauen ausgebildet. Aktuell habe ich einen männlichen Azubi aus Guinea und zwei Praktikantinnen. 

Um die gute Laune zu behalten, hilft es mir, im Ehrenamt über den Tellerrand hinauszuschauen. Mir ist es wichtig, dass Jugendliche mehr Vorstellungen über Berufe bekommen. Das kann bei Betriebsbesichtigungen, aber auch in der praktischen Zusammenarbeit vermittelt werden. Kürzlich habe ich beim Bau der Weidenkirche der evangelischen Schülerarbeit – Berlins jüngster und grünster Kirche – mitarbeiten dürfen. Das war eine sehr nachhaltige Erfahrung Schulter an Schulter mit der Jugend.“

 Text: Annette Jensen

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