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Magazin Mitbestimmung

Betriebsräte: Ein Stück Demokratie

Ausgabe 09/2014

Der Deutsche Betriebsräte-Preis 2014 ist für den DGB ein wichtiger Baustein der Mitbestimmungsoffensive. Von Rainald Thannisch, Referatsleiter für Unternehmens- und Mitbestimmungspolitik sowie CSR beim DGB-Bundesvorstand

Was macht Mitbestimmung in der Praxis aus? Welches Engagement ist preiswürdig, welches nicht? In der Unterstützung der Arbeit der Jury des Deutschen Betriebsräte-Preises durfte ich ganz unterschiedliche Initiativen kennenlernen: Betriebsräte, die ihre Kraft und ihre Kreativität einsetzen, um den Stress und die Arbeitsbelastung ihrer Kollegen zu reduzieren. Betriebsräte, die die Herausforderungen des demografischen Wandels im Betrieb zusammen mit der Unternehmensleitung bewältigen, die erfolgreich ihren Standort sichern oder mit einem Fotoprojekt für gute Arbeit werben. In allen diesen Projekten geht es um etwas, was uns unverzichtbar sein muss: um die Demokratie am Arbeitsplatz.

„Wirtschaftsdemokratie, betriebliche und unternehmerische Mitbestimmung und der Interessensausgleich der Sozialpartner sind ein kostbares Gut.“ So hat es Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Rede auf dem DGB-Bundeskongress im Mai formuliert. Der DGB will dieses Gut bewahren und weiterentwickeln. Darum geht es in der Offensive Mitbestimmung, die unser Vorsitzender Reiner Hoffmann auf dem Bundeskongress angekündigt hat. Mitbestimmung macht aus Arbeitnehmern „Bürger im Betrieb“ – so steht es im mitbestimmungspolitischen Beschluss des Bundeskongresses. 

Am 30. Oktober wird in Bonn der Deutsche Betriebsräte-Preis erneut vergeben werden. Doch nicht alle Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft genießen den Schutz und die Beteiligungsrechte, die ein Betriebsrat mit sich bringt. Immer noch gibt es mehr Beschäftigte, die ohne Betriebsrat auskommen müssen, als solche, die von ihm geschützt werden. Deren Zahl geht sogar zurück. Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der Beschäftigten, die in Unternehmen mit Betriebsrat arbeiten, in den alten Bundesländern von 48 auf 43 Prozent gesunken, in den neuen Bundesländern sogar von 40 auf 35 Prozent.

Mit der gewerkschaftlichen Offensive Mitbestimmung werden wir alles daransetzen, diesen Trend umzukehren. Dies kann uns nur gelingen, wenn wir ganz konkret zeigen, welche Erfolge und welche Vorteile die Mitbestimmung den Arbeitnehmern bieten kann. Das kann nur gelingen, wenn wir die alltägliche Arbeit der Betriebsräte honorieren, wenn wir zeigen, wie wichtig ihre Arbeit für die Zukunftsfähigkeit und die soziale und ökologische Verträglichkeit von Wirtschaftsunternehmen ist. 

Hier hilft der Deutsche Betriebsräte-Preis, der von der Zeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“ initiiert wurde und jährlich in Kooperation mit dem DGB, den Einzelgewerkschaften und der Hans-Böckler-Stiftung verliehen wird. Die Auszeichnungen in den Kategorien Gold, Silber und Bronze sowie die Sonderpreise werden von einer Jury vergeben, in der unter anderem der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann mitarbeitet. Ein Grußwort zur Preisverleihung wird die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, sprechen. 

Die – im doppelten Sinne – „ausgezeichneten“ Projekte zeigen eindrucksvoll, was Mitbestimmung bewirken kann, und geben vielfältige Anregungen für gute Betriebsratsarbeit. Durch die Qualität der Projekte versprechen wir uns aber auch eine wachsende Resonanz in der Öffentlichkeit. Dem Preis kommt damit eine wichtige Funktion in der Offensive Mitbestimmung zu. Die Verleihung des Preises bildet den Abschluss des Deutschen Betriebsrätetages, der in diesem Jahr vom 28. bis 30. Oktober 2014 in Bonn stattfinden wird. Neben den Praxisberichten der Nominierten bietet dieses Forum auch Fachvorträge, Diskussionsrunden und eine Info-Messe zum Thema Mitbestimmung. Es gibt gute Gründe, live dabei zu sein! 

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