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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Einfach erklärt

Ausgabe 09/2014

Sein Talent zum Erklären entdeckt der Mediziner Fritz Kahn in Arbeiter-Unterrichtskursen. Später wird er zum Bestseller-Autor.

Als perfekte Fabrik stellt der Mediziner Fritz Kahn seinen Lesern in den 1920er Jahren den menschlichen Körper vor. Zwei riesige Kolben halten als Herz den Blutkreislauf in Gang, in der Lunge sorgen Förderbänder für den Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid, gleichzeitig geht es in der Leber zu wie in einem Warenlager: Die Hände fleißiger Arbeiter sortieren unablässig Stärke- und Zuckerpäckchen. Röhren, Leitungen und Stromkabel durchziehen den ganzen Torso. Sie transportieren Stoffe und Nachrichten.

Komplizierte Dinge wie den menschlichen Körper auf einfache Weise zu erklären, das ist Fritz Kahns Leidenschaft. 1888 wird er in Halle an der Saale geboren, nach dem Abitur beginnt Kahn 1907 ein Studium der Medizin in Berlin. Sein Talent zum Erklären wendet er bereits damals in Arbeiter-Unterrichtskursen an, wie sie vor dem Ersten Weltkrieg populär sind. Nach dem Krieg lässt sich Kahn in Berlin als Gynäkologe nieder – und schreibt ein Buch nach dem anderen. Spätestens mit seiner fünfbändigen Reihe „Das Leben des Menschen“, die zwischen 1922 und 1931 erscheint, avanciert der Arzt zum internationalen Bestsellerautor. Praktisch und verständlich veranschaulicht er komplexe biologische Sachverhalte. Zum Beispiel, warum dem Menschen beim Geruch eines leckeren Bratens das Wasser im Munde zusammenläuft. Der Körper verwandelt sich dabei immer wieder in eine Maschine. Augen werden zu Kameras, Zähne zum Mahlwerk. 

Damit nimmt Kahn die zeitgenössische Begeisterung für Technik auf. Die heute allgegenwärtigen Infografiken macht er damals schon populär. 1933 muss der Mediziner und Illustrator als Jude aus Deutschland fliehen. Es folgt eine Odyssee nach Palästina, Frankreich, Spanien und Amerika, das ihn nur durch die Fürsprache des Nobelpreisträgers Albert Einstein einreisen lässt. An seine großen Erfolge kann Fritz Kahn allerdings nie wieder anknüpfen. Lange Zeit gerät er sogar ganz in Vergessenheit. Zu Unrecht. Seine Zeichnungen sind heute genauso lehrreich und unterhaltsam wie vor über 80 Jahren.

Text: Marc von Lüpke

RÄTSELFRAGEN

- Welcher Elberfelder Geschäftsmann gründete 1783 die erste Fabrik in Deutschland? 

- In welchem Jahr gelang die weltweit erste Verpflanzung einer menschlichen Leber?

- Welche Universität lehnte 1905 zunächst Albert Einsteins 17 Seiten umfassende Dissertation mit der Begründung ab, sie sei zu kurz?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 30. September 2014 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 7+8/2014

Fritz Haber – Bauernkrieg – Hinduismus 

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