zurück
Magazin Mitbestimmung

DGB: Pfeiler einer neuen Ordnung der Arbeit

Ausgabe 09/2013

Wie stehen die Gewerkschaften zum derzeitigen Stand des Arbeitslebens? Wir dokumentieren Zitate aus Reden des DGB-Vorsitzenden Michael Sommer und zeichnen so die Idee einer neuen Ordnung nach.

Wir wollen gute Arbeit schützen und prekäre bekämpfen. Deutschland hat den zweitgrößten Niedriglohnsektor in Europa. Aus Arbeitsarmut droht Altersarmut zu werden – für viele Minijobber, Befristete und Aufstocker. 

Der deutsche Arbeitsmarkt ist tief gespalten nach drei Jahrzehnten neoliberaler Deregulierung. Unsere Sorge ist, dass durch die europäische Krise, die in vielen Ländern den Arbeitnehmerschutz aushöhlt, diese Spaltung weiter vertieft werden könnte. 

Wir wollen eine neue Ordnung der Arbeit. Sie ist nichts Statisches, es wird immer darum gehen, Regelungen neu zu justieren, sie anzupassen – zumal im digitalen Zeitalter. 

Wert und Würde des arbeitenden Menschen in einer freiheitlichen Gesellschaft zu sichern ist unser Auftrag – Tag für Tag. Wir brauchen starke Tarifpartner und Betriebsräte, die die Dinge neu ordnen. Wir brauchen mehr Mitbestimmung. Doch können die Sozialparteien allein nicht reparieren, was die Politik zerstört hat. 

Ohne Gesetzgeber wird es nicht gehen. Die Politik ist maßgeblich verantwortlich für den verwahrlosten Zustand am Arbeitsmarkt. Sie hat die schützenden Deiche eingerissen und den Arbeitsmarkt mit Minijobbern, Solo-Selbstständigen und Hartz-IV-Aufstockern geflutet; sie hat den Missbrauch bei Leiharbeit und Werkverträgen ermöglicht. 

Nachdem man sich jahrzehntelang an den Bedürfnissen des Marktes orientiert hat, ist es an der Zeit, sich den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zuzuwenden. Sie sind genauso Wähler und Wählerinnen. Die Stärkung ihrer Position am Arbeitsmarkt stärkt auch die Demokratie. Es sind vielfach die Niedriglöhner und Erwerbslosen, die nicht mehr zur Wahlurne gehen. 

Wir stärken die Arbeitnehmerrechte aus Tarifverträgen und Mitbestimmung
Unsere Hauptsorge gilt der Erosion der Tariflandschaft. Deshalb muss der Gesetzgeber Möglichkeiten zur Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen schaffen, damit deren Standards auf bisher tariflose Unternehmen übertragen werden können. Auch im öffentlichen Interesse könnte dem Dumpingwettlauf so ein Riegel vorgeschoben werden.

Wir bekämpfen den Niedriglohnsektor und prekäre Beschäftigung
Deutschland braucht den einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. Er ist das Herzstück einer neuen Ordnung der Arbeit. Wir wollen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen stoppen und die Mitbestimmung bei diesen atypischen Beschäftigungsformen stärken. Wir wollen sozialversicherte Minijobs und Schluss machen mit der sachgrundlosen Befristung.

Wir wollen reguläre Arbeit absichern und mehr gute und fair bezahlte Arbeit schaffen
Der Wunsch nach Sicherheit und Planbarkeit, nach einem festen, unbefristeten Arbeitsverhältnis rangiert bei den Arbeitnehmer/innen in Deutschland ganz oben. Dazu trägt mehr, nicht weniger Kündigungsschutz bei. Die Menschen brauchen einen besseren Gesundheitssschutz am Arbeitsplatz, von daher befördern wir Initiativen gegen Stress, Burn-out und Mobbing.

Wir ermöglichen selbstbestimmte Arbeitszeiten, Vereinbarkeit und Entgeltgleichheit
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sollen Familie und Beruf besser vereinbaren können. Wir fordern, dass der Wechsel von Teil- wieder zurück auf Vollzeit garantiert ist. Wir unterstützen die Beschäftigten in ihrem Wunsch nach Weiterbildung und Qualifizierung. Wir wollen Regelungen, die ihnen Kindererziehungs- und Pflegephasen ermöglichen.

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen