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Magazin Mitbestimmung

Bosch: Abschied von den Spritfressern

Ausgabe 03/2013

„Der Betriebsrat hat entscheidend darauf hingewirkt, dass man den Standort nicht schließt, sondern eine Chance gibt, für den Neustart mit grünen Technologien“, sagt Stefan Störmer. Von Carmen Molitor

Grüne Produkte für Autos produzieren? Das kam dem Management des Starter-Werkes der Robert Bosch GmbH in Hildesheim im Jahr 2003 reichlich exotisch vor, erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer. „Damals produzierten wir noch fast ausschließlich Pkw-Starter und ein paar Großstarter und Großgeneratoren für Nutzfahrzeuge. Aber das Geschäft wurde immer schwieriger, die Lage war bedrohlich.“ Seit Ende der 1930er Jahre hatte Bosch in Hildesheim bei Hannover Starter, Generatoren und Schwungkraftanlasser gefertigt, gut 70 Jahre später stand der Standort mit über 2000 Beschäftigten so gut wie vor dem Aus.

„Als 2003 im Gespräch war, den Standort zu schließen, zu verkaufen oder zu sanieren, entschied man sich für die Sanierung“, erzählt Stefan Störmer. „Der Betriebsrat hatte damals entscheidend darauf hingewirkt, dass man für den Neustart den grünen Technologien eine Chance gibt. Die Firmenseite tat damals den Hybridantrieb und den Start-Stopp-Starter eher als Nischenprodukte ab. Aber der Betriebsrat mit der IG Metall an der Seite sah das völlig anders. Dass wir jetzt noch so viel Beschäftigung hier haben, hat gezeigt, dass das ganz genau der richtige Schritt war.“

Drei grüne Komponenten prägen heute die Produktion bei Bosch in Hildesheim. Die Beschäftigten fertigen in einem Joint Venture mit Daimler namens „EM-motive“ Elektroantriebe für Hybrid- und reine Elektrofahrzeuge. Und zwei technische Neuerungen, die den Spritverbrauch in Autos senken: elektrische Lenkantriebe und Start-Stopp-Starter. Der Start-Stopp-Starter, 2008 in Hildesheim zur Serienreife gebracht, sorgt dafür, dass bei längerem Stillstand der Motor ausgeht, und startet ihn sofort wieder automatisch, wenn die Fahrt weitergehen soll. Das spart Sprit ebenso wie der elektrische Lenkantrieb: „In einem Pkw mit einer hydraulischen Servolenkung treibt der Verbrennungsmotor die Hydraulikpumpe ständig an, auch wenn man die Lenkung nicht bedient“, erklärt der Betriebsrat. „Der elektrische Lenkantrieb dagegen ist abgeschaltet, wenn man nicht lenkt, zum Beispiel beim langen Geradeausfahren auf der Autobahn, und verbraucht keinen Strom.“

Die Robert Bosch GmbH hat in Hildesheim heute über 1500 Beschäftigte, weitere 234 arbeiten im Joint Venture „EM-motive“. Der Standort ist aufgestellt für die Zukunft des Automobils, jetzt muss nur noch der Markt für Elektroautos richtig anspringen. „Da habe ich keine Bedenken“, zeigt sich Störmer zuversichtlich. „Die versiegenden Ölquellen machen überdeutlich, dass bei der Mobilität Veränderungen nötig sind. Da muss was passieren, und es ist bislang nichts weiter in Sicht, als dass wir elektrisch fahren. Früher oder später.“ 

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