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Systemrelevant Folge 161 zu Geschlechterungleichheit in Ost und West mit Bettina Kohlrausch Podcasts

Systemrelevant Podcast: Geschlechterungleichheit in Ost- und Westdeutschland

Wie ist der Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern in Ost und West? Bettina Kohlrausch erläutert, wie es bei Bildung, Erwerbsarbeit, Einkommen, Zeit, Sorgearbeit und Mitbestimmung jeweils aussieht.

[02.10.2023]

Haben Frauen in Puncto Bildung, Erwerbstätigkeit und soziale Absicherung in den vergangenen Jahren gegenüber Männern aufholen können? Und gibt es Unterschiede in West- und Ostdeutschland? In einer neuen Folge unseres Podcasts Systemrelevant erläutert WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch die eine oder andere durchaus überraschende Erkenntnis, die Forscher:innen im Rahmen der Studie "Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern auf den Arbeitsmärkten in West- und Ostdeutschland?" gemacht haben.

Einen der wesentlichen Befunde der Studie fasst Bettina Kohlrausch so zusammen: „Frauen in Ostdeutschland sind nicht gleichberechtigt, aber sie sind gleichberechtigter als die Frauen in Westdeutschland – trotz nicht einfachen Bedingungen.“ Einerseits hätte das mit mehr Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Ostdeutschland zu tun. Andererseits – und damit wohl im Zusammenhang stehend – gäbe es die Konstellation, dass in Haushalten mit Kindern unter 18 Jahren beide Eltern in Vollzeit arbeiten, sehr viel häufiger als in Westdeutschland.

Dr. Irene Becker hat in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie ein angemessen hohes soziokulturelles Existenzminimum berechnet und festgestellt, dass das Niveau der Kindergrundsicherung je nach Alter der Kinder um 6 bis 30 Prozent höher sein müsste als nach der gesetzlichen Bedarfsermittlung.

Beckers Reformvorschlag sieht vor, die Konsumausgaben der gesellschaftlichen Mitte als Bezugspunkt zu nehmen. So wäre es nach Analyse der Armutsexpertin etwa plausibel, soziokulturelle Teilhabe als gerade noch gegeben zu definieren, wenn Haushalte bei den Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen nicht mehr als 25 Prozent und bei sonstigen Bedürfnissen nicht mehr als 40 Prozent von der Mitte nach unten abweichen. Damit lebt die Referenzgruppe zwar deutlich unter der gesellschaftlichen Mitte, hätte aber noch mehr Teilhabemöglichkeiten als bei der bisherigen Berechnung, die den Kindern und damit letztlich der gesamten Gesellschaft schadet.

Moderation: Marco Herack

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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