Forschungsprojekt: Gute Dienstleistungen im ländlichen Raum

Gute Dienstleistungsarbeit im ländlichen Raum.

Projektziel

Die demographische Entwicklung führt in vielen ländlichen Regionen zu Engpässen in der Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, der ärztlichen und pflegerischen Versorgung und erfordert eine immer größere Mobilität. Um Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, müssen diese Probleme von den zentralen Akteuren klar benannt werden, um so Wege für das Erproben innovativer Modelle zu ebnen.

Projektbeschreibung

Kontext

Zentrale Akteure sind in erster Linie die Bürger/-innen selbst, die als Innovatoren etablierte Routinen und Strukturen in Frage stellen und Impulse für die Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum setzen. Dabei sind sie auf die Kooperation mit den Kommunen angewiesen, die an der Gestaltung der Rahmenbedingungen zu beteiligen sind. Organisiert in Vereinen und Genossenschaften können die Bürger/-innen, unterstützt durch die Politik, vielfältige Kooperationen eingehen und Synergieeffekte nutzen. Unternehmen sind in ländlich strukturierten Gebieten überdurchschnittlich vertreten. Sie gehören ebenso zu den Trägern von Innovationen für den ländlichen Raum. So durchleben ländliche Regionen einen Wandel der Arbeits- und Lebenswelt. Es entstehen neue Formen von Beschäftigungsverhältnissen, die perspektivisch für die Wiederbelebung des ländlichen Raums eine Rolle spielen werden. Abhängig ist dies auch davon, wie die Potenziale der zunehmenden Digitalisierung strategisch genutzt werden.

Fragestellung

In aktuellen Diskussionen geht es um die Frage, welche Maßnahmen zu einer Revitalisierung des ländlichen Raums sinnvoll erscheinen, gestaltet sich die Aufrechterhaltung guter Lebensverhältnisse in ländlichen Gebieten doch zunehmend schwieriger. Die Studie konzentriert sich auf die Bereiche Handel, Gesundheit und Pflege sowie Mobilität und gibt erste Antworten auf die wichtigen Fragen hinsichtlich der Entwicklung ländlicher Gebiete: Wo liegen die Herausforderungen bei der Entwicklung des ländlichen Raums? Welche neuen Möglichkeiten und Organisationsformen zur Gestaltung der Dienstleistungen im ländlichen Raum gibt es und wie können Dienstleistungen und Dienstleistungsarbeit im ländlichen Raum angeboten werden, sodass die Dienstleistungsarbeit im Sinne des DGB-Indexes "Gute Arbeit" erfolgt und sichergestellt ist? Welche Geschäftsmodelle erweisen sich unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten als zielführend für eine Revitalisierung des ländlichen Raums?

Untersuchungsmethoden

Nach der Definition der zentralen Kategorien der Untersuchung wurden für die ausgewählten Sektoren Handel, Gesundheit und Pflege sowie Mobilität Probleme, Lösungsansätze und potentiellen Geschäftsfelder recherchiert. Die Stärken und Schwächen, Risiken sowie Chancen dieser Geschäftsfelder wurden zum einen auf Basis einer Literaturauswertung und zum anderen auf Grundlage von Experteninterviews mit Akteuren aus Politik, Praxis, Verbänden, Gewerkschaften und Wissenschaft erörtert und ausgewertet. Die Studie folgte einem qualitativen Design. Die Interviews wurden leitfadengestützt durchgeführt und folgten einer teilnarrativen Ausgestaltung. Das Sampling der Interviewpartner richtete sich nach der in einer Vorstudie durchgeführten Auswahl zentraler Akteure aus den unterschiedlichen Sektoren. Die Interviews wurden telefonisch durchgeführt und entlang einfacher Transkriptionsregeln transkribiert. Der Interviewleitfaden wurde geringfügig für die ausgewählten Sektoren modifiziert.

Darstellung der Ergebnisse

Strategien zur Wiederbelebung des ländlichen Raums müssen sich auf die eigenen Stärken konzentrieren.

Gleichwohl werden alle diskutierten Lösungen lange Zeit oder dauerhaft wirtschaftlich defizitär sein. Beschäftigungsverhältnisse und Dienstleistungsarbeit sind überwiegend im prekären Bereich angesiedelt. Die Beschäftigung lässt sich nur selten in gute Arbeit und Dauerarbeitsverhältnisse überführen. Um den Verfassungsanspruch nach einer Gleichheit der Lebensverhältnisse für den ländlichen Raum zu erreichen, müssen politische und finanzielle Anreize gegeben werden.

Wir schlagen zwei Projekte vor: Das erste wäre die Wiederbelebung der Institution eines Dorfkümmerers. Hier könnten Personen, die bisher im Ehrenamt dörfliche Initiativen betrieben haben, qualifiziert, gefördert und vernetzt werden. Das zweite setzt im Bereich von Gesundheit und Pflege bei der Problemlage älterer Menschen an. Eine Anschubförderung für Seniorengenossenschaften, die als hilfreiches, aber prekäres Beschäftigungsmodell charakterisiert wurde, könnte an positive Erfahrungen anknüpfen, die im Rahmen des Modellvorhabens AGNES gemacht wurden und zur Umsetzung des Konzepts der Gemeindeschwester beitragen.

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