Projektbeschreibung
Kontext
Angesichts der Abkehr von der Lebensstandardsicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung und eines generellen Trends zu zunehmend diskontinuierlichen Erwerbsverläufen und fragilen Familienbiographien wird die Entwicklung der geschlechts-spezifischen Rentenlücke in der Gesetzlichen Rentenversicherung von vier Geburtskohorten miteinander verglichen. Die Kohorten sind die Kriegskohorte (der in den Jahren 1936-1945 Geborenen), Nachkriegskohorte (1946 bis 1955), Babyboomer (1956-1965) sowie die 68er-Kohorte (1966-1970).
Fragestellung
1. Welche Bestimmungsfaktoren beeinflussen im Lebensverlauf die Entstehung der geschlechtsspezifischen Rentenlücke?
2. Verändert sich der Einfluss dieser Determinanten und die Größe der Rentenlücke im Kohortenvergleich?
3. Wie unterscheiden sich die Verteilungswirkungen bereits verabschiedeter Rentenreformen für die vier Analysekohorten?
4. Kann die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit und die verstärkte private individuelle Altersvorsorge in Zukunft zu einer Schließung der Rentenlücke beitragen und das Risiko steigender Altersarmut kompensieren?
Untersuchungsmethoden
Für das Projekt wurde eine innovative Datenbasis generiert. Diese besteht aus Mikrodaten des bevölkerungsrepräsentativen Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und der Versicherungskontenstichprobe (VSKT) des Forschungsdatenzentrums der Deutschen Rentenversicherung Bund. Beide Datenquellen werden mittels eines statistischen Matchingverfahrens zusammengeführt, indem statistische Zwillinge in den beiden Datensätzen identifiziert und deren Informationen verbunden werden. Auf Basis des zusammengeführten Datensatzes werden mit Hilfe eines Projektionsmodells individuelle Erwerbs-, Einkommens- und Familienbiografien bis zum Renteneintritt aller vier untersuchten Kohorten fortgeschrieben. Eine wesentliche Innovation hierbei ist, dass dieses Projektionsmodell nicht allein individuelle Merkmale berücksichtigt sondern um Partnerinformationen erweitert wurde, da individuelle Entscheidungen bezüglich der Erwerbs- und Familienbiografien im Regelfalle auch von Merkmalen eines Partners abhängen.
Darstellung der Ergebnisse
Die geschlechtsspezifische Rentenlücke in der GRV betrug im Jahre 2014 in Westdeutschland 41 % und 23 %. Ostdeutschland. Während in der Kriegskohorte der 1936-45 Geborenen der unbereinigte Gender-Pension-Gap noch 56 Prozent in West- und 34 Prozent in Ostdeutschland betrug, wird er sich basierend auf der Projektion bei der Kohorte der 1966-70 Geborenen auf 43 Prozent bzw. 18 Prozent reduzieren.
Mit verantwortlich für diesen Trend ist, dass Männer der jüngsten Kohorte deutlich geringere Rentenanwartschaften erzielen werden als in den Vorgängerkohorten, da diese kürzere Zeiten ihres Erwerbslebens in Vollzeit arbeiten werden und dabei längere Phasen von Arbeitslosigkeit als auch von längeren Ausbildungszeiten aufweisen werden. Sowohl bei westdeutschen als auch bei ostdeutschen Frauen der jüngsten Kohorte ist demgegenüber insgesamt nur mit einem leichten Anstieg der GRV-Renten zu rechnen, da es zwar einerseits zu einem Anstieg der Erwerbsbeteiligung kommen wird, dies aber andererseits vorwiegend Teilzeitbeschäftigungen sein werden.