Forschungsprojekt: Atypische Beschäftigung und Ungleichheit in Europa

Institutionelle Bedingungen des Zusammenhangs von atypischer Beschäftigung und sozialer Ungleichheit in Europa

Projektziel

Wie wirkt sich der Ausbau flexibler Arbeitsverhältnisse auf die Arbeitsmarktbeteiligung aus? Besteht ein Zusammenhang zwischen atypischer Beschäftigung und sozialer Ungleichheit? Helfen flexible Arbeitsverhältnisse die Arbeitslosigkeit abzubauen oder führen sie zu einer Zunahme von sozialer Ungleichheit am Arbeitsmarkt?

Veröffentlichungen

Hipp, Lena und Kathrin Leuze, 2015. It's not just whom you are with but also where you live! Determinants of working time differences within couples in Europe and the U.S.. Determinants of working time differences within couples in Europe and the U.S, Social Forces (under Review), , 44 Seiten.

Allmendinger, Jutta, 2014. Ergebnisbericht zum Projekt "Atypische Beschäftigung und soziale Ungleichheit in Europa", Berlin, 24 Seiten.

Böckler Impuls, 2013. Wenige Führungskräfte arbeiten Teilzeit, Böckler Impuls, 8/2013, S. 1-7.

Hipp, Lena und Stefan Stuth, 2013. Management und Teilzeit? - Eine empirische Analyse zur Verbreitung von Teilzeitarbeit unter Managerinnen und Managern in Europa. Eine empirische Analyse zur Verbreitung von Teilzeitarbeit unter Managerinnen und Managern in Europa, KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 65(1/2013), S. 101-128.

Hipp, Lena und Stefan Stuth, 2013. Management und Teilzeitarbeit - Wunsch und Wirklichkeit, WZBrief Arbeit 15, , 6 Seiten.

Allmendinger, Jutta, Lena Hipp und Stefan Stuth, 2013. Atypical Employment in Europe 1996 - 2011, Discussion Paper P 2013-003, Berlin, 77 Seiten.

Dathe, Dietmar, Franziska Paul und Stefan Stuth, 2012. Soziale Dienstleistungen: Steigende Arbeitslast trotz Personalzuwachs, WZBrief Arbeit, , 5 Seiten.

Allmendinger, Jutta, Johannes Giesecke, Lena Hipp, Kathrin Leuze und Stefan Stuth, 2012. Mehr Jobs oder nur mehr schlechte Jobs?. Die Entwicklung atypischer Beschäftigung in Europa, WZB-Brief, 13, S. 1-7.

Schmeißer, Claudia, 2012. Atypische Beschäftigung in Europa 1996-2009, Discussion Paper P 2012-001, Berlin: WZB, 174 Seiten.

Gebel, Michael und Johannes Giesecke, 2011. Labor Market Flexibility and Inequality: The Changing Skill-Based Temporary Employment and Unemployment Risks in Europe, Social Forces, 90(1), S. 17-39.

Weitere Informationen

Atypische Beschäftigung in Europa 1996-2009 / Claudia Schmeißer u.a.-
http://www.bibliothek.wzb.eu/pdf/2012/p12-001.pdf

Projektbeschreibung

Kontext

Befürworter atypischer Beschäftigung führen an, dass sich durch eine Deregulierung von Arbeitsmarktstrukturen die Erwerbsbeteiligung erhöhe und Arbeitslosigkeit reduziere. Wenn Unternehmen ihr Personal zeitlich flexibel einsetzen und sich ohne hohe Kosten von ihren Beschäftigten trennen können, sind sie eher bereit, Personen einzustellen. Eine höhere Arbeitsmarktbeteiligung durch atypische Beschäftigung würde dann mehr Erwerbstätigen ein regelmäßiges Einkommen und Ansprüche im System der sozialen Sicherung garantieren. Kritiker der atypischen Beschäftigung führen aus, dass der Abbau von Schutzrechten lediglich Unternehmensrisiken auf die Beschäftigten abwälze. Der Ausbau atypischer Beschäftigung führe lediglich dazu, dass sozialstaatlich gut abgesicherte Arbeitsverhältnisse durch ungesicherte atypische ersetzt werden. Der Ausbau atypischer Beschäftigung fördere daher nur eine Verschärfung der sozialen Ungleichheit. Die empirische Evidenz zu beiden Positionen ist keineswegs eindeutig.

Fragestellung

Die zentrale Frage des Projekts lautete: Unter welchen institutionellen Bedingungen verringert oder erhöht atypische Beschäftigung ungleiche Partizipationschancen am Arbeitsmarkt in Europa? Konkret ging es um folgende Punkte:

1. Ausmaß und Entwicklung atypischer Beschäftigung: Wie haben sich unterschiedliche Formen atypischer Beschäftigung im Verhältnis zu Normalarbeit, Arbeitslosigkeit und Inaktivität in Europa entwickelt?

2. Institutionelle Bedingungen atypischer Beschäftigung: Wie beeinflussen unterschiedliche institutionelle und strukturelle Rahmenbedingungen die Teilhabechancen verschiedener sozialer Gruppen an Erwerbsarbeit bzw. atypischer oder regulärer Beschäftigung?

3. Folgen atypischer Beschäftigung: Wie wirkt sich atypische Beschäftigung auf die soziale Ungleichheit aus, beispielsweise auf die Arbeitsmarktintegration oder das Einkommen?

Untersuchungsmethoden

Die Entwicklung atypischer Beschäftigung wurde mit den Daten der europäischen Arbeitskräfteerhebung für die Jahre 1996 bis 2011 deskriptiv ausgewertet. Wir differenzierten 5 Formen der atypischen Beschäftigung und stellten deren Entwicklung im Zeitverlauf für 21 Länder und verschiedene Bevölkerungsgruppen dar (www.wzb.eu/atypical).

Für die Analyse der institutionellen Bedingungen und Folgen von atypischer Beschäftigung nutzten wir statistische Analyseverfahren, die z.B. die Strukturbedingungen einzelner Arbeitsmärkte in die Analysen einbeziehen (Mehrebenenmodelle). Diese Mehrebenenanalysen wurden für einzelne Jahre durchgeführt (z.B. für die Analyse der institutionellen Faktoren die es ManagerInnen ermöglichen/erschweren Teilzeit zu arbeiten) oder für längere Zeiträume. Auf diese Weise konnten wir z.B. untersuchen, ob sich die Beschäftigungschancen von Geringqualifizierten durch Deregulierungsmaßnahmen im europäischen Vergleich verbesserten oder verschlechterten.

Darstellung der Ergebnisse

- Die Zunahme atypischer Beschäftigung in Europa geht nicht überall auf Kosten von Vollzeitjobs. Atypische Beschäftigung variiert stark zwischen den Ländern und Bevölkerungsgruppen. In Deutschland arbeiten vor allem junge und gering qualifizierte Menschen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen.

- Befristete Beschäftigung hat keinen Einfluss auf das Familiengründungsverhalten, während Arbeitslosigkeit die Familiengründung verzögert.

- Die Deregulierung von befristeten Arbeitsverträgen erhöht das Risiko von Jugendlichen, befristet beschäftigt zu sein, reduziert jedoch nicht das Risiko der Nichterwerbstätigkeit.

- Ob ManagerInnen ihren Wunsch nach Teilzeit durchsetzen können, hängt weniger von rechtlichen sondern mehr von kulturellen Faktoren und normativen Erwartungshaltungen ab.

- Der Beruf von Arbeitnehmern beeinflusst deren Befristungsrisiko. Berufe mit unstandardisierten Ausbildungen (die z.B. nicht durch das Berufsbildungsgesetz geregelt sind) erhöhen das Risiko ihrer Mitglieder. Dagegen haben Inhaber von Berufen ein geringes Befristungsrisiko, wenn das Berufsbildungssystem für ihren Beruf relativ spärlich Nachwuchs ausbildet.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Johannes Giesecke
Humboldt-Universität zu Berlin Institut für Sozialwissenschaften
Empirische Sozialforschung
johannes.giesecke@hu-berlin.de

Prof. Dr. Kathrin Leuze
Leibniz Universität Hannover
k.leuze@ish.uni-hannover.de

Prof. Jutta Allmendinger, Ph.D.
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH (WZB)
jutta.allmendinger@wzb.eu

Bearbeitung

Stefan Stuth
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH (WZB)
stefan.stuth@wzb.eu

Janine Bernhardt
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Gender
bernhardt@dji.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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