Forschungsprojekt: Einstellungen zur Mitbestimmung

Einstellungen zu unterschiedlichen Formen der Arbeitnehmer-Mitbestimmung (EinMit)

Projektziel

Wie steht man in Deutschland zur Mitbestimmung und was wird damit verbunden? Das Projekt hat nicht nur nach Bewertungen gefragt, sondern auch nach Assoziationen zu den Begriffen „Mitbestimmung“, „Mitbestimmung der Arbeitnehmer“ und „Betriebsrat“. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar eine deutliche Mehrheit Mitbestimmung generell und auch durch Arbeitnehmer positiv bewertet, aber wenig darüber weiß.

Veröffentlichungen

Nienhüser, Werner, Heiko Hoßfeld, Esther Glück und Lukas Gödde, 2018. Was Menschen über die Mitbestimmung denken, Study 408, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 242 Seiten.

Nienhüser, Werner, 2016. Was denken junge Menschen über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer?. Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, In: Gerhard Bäcker, Steffen Lehndorff und Claudia Weinkopf (Hrsg.), Den Arbeitsmarkt verstehen, um ihn zu gestalten, Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 165-179.

Nienhüser, Werner, Esther Glück und Heiko Hoßfeld, 2016. Einstellungen zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer - Welchen Einfluss haben Mitbestimmungserfahrungen?, WSI Mitteilungen, 3, S. 161-171.

Doelfs, Guntram und Margarete Hasel, 2015. Die Beschäftigten wollen Demokratie im Betrieb, Magazin Mitbestimmung, 03/2015, S. 38-41.

Nienhüser, Werner, 2015. Einstellungen zur Mitbestimmung in Deutschland - Fakten für die Offensive Mitbestimmung. Vortrag auf der Tagung "Strategische Ressource Personal. Gute Unternehmensführung durch Mitbestimmung", Berlin: Hans-Böckler-Stiftung, 16 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Frage, was Menschen über Arbeitnehmer-Mitbestimmung denken, ist von Bedeutung, weil Denken Handeln beeinflusst. Mitbestimmung bedarf nicht nur einer rechtlichen Verankerung. Aktive Beteiligung und Unterstützung sind ebenfalls wichtig, und diese ist davon abhängig, was Menschen über Mitbestimmung denken. Das gilt für das Handeln der (zukünftigen) Arbeitnehmer ebenso wie für die Entscheidungen der Geschäftsleitungen der Unternehmen. Auch Gesetzgebung und Rechtsprechung werden vom Denken über Mitbestimmung beeinflusst. Die Institutionen der gesetzlichen Mitbestimmung der Arbeitnehmer sind ein konstitutives und zugleich umkämpftes Element des deutschen Modells der Arbeitsbeziehungen. Wenn soziale Gruppen (insbesondere Arbeitgeber und Arbeitnehmer) Mitbestimmung unterschiedlich bewerten würden, wäre dies ein Indiz für ein erhebliches Konfliktpotenzial.

Fragestellung

Die Fragen der Untersuchung lauten:

a) Was wissen Menschen im erwerbsfähigen Alter über Mitbestimmung; wie viel wissen sie darüber und welche inhaltlichen Vorstellungen haben sie hiervon?

b) Wie bewerten die Menschen Mitbestimmung; welche Einstellungen existieren in der Bevölkerung? Was denken die Befragten über die Wirkungen der Mitbestimmung?

c) Wie lassen sich mögliche Unterschiede in den Einstellungen, aber auch im Ausmaß und in den Inhalten des Mitbestimmungswissens erklären? Warum gibt es (keine) Unterschiede, vor allem zwischen sozialen Gruppen, insbesondere im Hinblick auf Erwerbstätigkeit und Erwerbsposition, auf die Stellung im Betrieb, auf Alter und Geschlecht? Welchen Einfluss auf das Denken haben Erfahrungen mit der Mitbestimmung der Arbeitnehmer, z.B. als Mitglied in einem Betriebsrat oder in einer Gewerkschaft?

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung verbindet quantitative mit qualitativen Methoden. Erstens wurden Ende 2012 in Deutschland 3.203 Personen ab 15 Jahren telefonisch befragt. Dabei wurden die Einstellungen nicht nur mit den üblichen Fragen-Skalen erfasst, sondern außerdem tiefergehend über Wort-Assoziationen mit vorgegebenen Stimulusbegriffen ("Mitbestimmung", "Mitbestimmung der Arbeitnehmer", "Betriebsrat"). Zu jedem Begriff durften die Befragten bis zu 5 Wörter assoziieren, die sie anschließend bewerten sollten (positive, neutrale oder negative Bedeutung). Ergänzend wurden zweitens qualitative Interviews mit 41 jüngeren Personen durchgeführt. Ausgewertet worden sind die Daten der Telefonbefragung u.a. mit multivariaten, quantitativen Verfahren (Regressions- und Korrespondenzanalysen). Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und die Befunde in einer Typologie der Mitbestimmungsbefürwortung verdichtet.

Darstellung der Ergebnisse

- Das Wissen über Mitbestimmung ist gering: Ein Drittel der Befragten gibt an, gutes Wissen zu haben, bei ganz jungen sind es zehn Prozent.

- Nur ein Viertel denkt bei Mitbestimmung an die Arbeitswelt.

- Die Einstellung zur Mitbestimmung ist positiv. Der Anteil positiver Assoziationen mit den Begriffen "Mitbestimmung der Arbeitnehmer" und "Betriebsrat" ist mit jeweils ca. 70 Prozent hoch.

- Erfahrungen haben einen Einfluss: Betriebsratsfähige Arbeitgeber (mit fünf und mehr Beschäftigten) antworten auf die Frage, ob Arbeitnehmer mindestens ebenso viel Einfluss haben sollten wie die Arbeitgeber, mehrheitlich ablehnend. Betriebs- oder Personalratsmitglieder haben überdurchschnittlich positive Einstellungen. Zwischen Alter sowie Geschlecht und den Einstellungen gibt es keinen eindeutig interpretierbaren Zusammenhang.

- Eine Typologie der "Mitbestimmungsbilder" zeigt unterschiedliche Formen und Intensitäten der Befürwortung von Mitbestimmung. Ablehnung wurde nicht geäußert.

- Was tun? Um Mitbestimmung zu fördern, sollte man Wissen vermitteln und die Verbindung zwischen dem allgemeinen Wunsch nach Partizipation und der Mitbestimmung in der Arbeitswelt ins Bewusstsein rufen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Werner Nienhüser
Universität Duisburg Essen Campus Essen
Lehrstuhl für BWL
werner.nienhueser@uni-due.de

Bearbeitung

Esther Glück
Universität Duisburg Essen Campus Essen
esther.glueck@uni-due.de

Dr. Heiko Hoßfeld
Universität Duisburg Essen Campus Essen
heiko.hossfeld@uni-due.de

Lukas Gödde
Universität Duisburg Essen Campus Essen
lukas.goedde@uni-due.de

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

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