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HBS Böckler Impuls

Ausbildung: Fremdbestimmt ist ungesund

Ausgabe 03/2014

Wer mehr arbeiten muss, als er möchte, hat ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Wer unfreiwillig arbeitslos ist, allerdings auch.

Dass Arbeit krank machen kann, ist regelmäßig Thema in der Öffentlichkeit, etwa wenn es um Stress und Burnout geht. Ob Arbeit grundsätzlich die Gesundheit beeinträchtigt, haben der OECD-Ökonom Andrea Bassanini und Eve Caroli von der Universität Paris Dauphine erörtert. Ihrer Literaturstudie zufolge ist Erwerbstätigkeit an sich nicht zwingend gesundheitsschädlich. Entscheidend sei vor allem die Kluft zwischen tatsächlichem und erwünschtem Arbeitsumfang.

Die Wissenschaftler haben zum einen Studien zum Thema Arbeitszeit ausgewertet. Zwischen der Zahl der Arbeitsstunden und dem Wohlbefinden besteht demnach ein negativer Zusammenhang: Lange Arbeitstage seien eindeutig schlecht für die Gesundheit. Eine Reduzierung der Stundenzahl scheine sich dagegen positiv auszuwirken. Auch die Renten-Forschung lässt laut Bassanini und Caroli Erwerbsarbeit tendenziell medizinisch bedenklich erscheinen: Dem Eintritt in den Ruhestand werde in der Regel eine gesundheitsförderliche Wirkung attestiert. Scheinbar im Widerspruch dazu stehen die Ergebnisse zu den Folgen von Arbeitslosigkeit: Wer seinen Job verliert, muss eher mit Nachteilen für die Gesundheit rechnen. Zumindest gebe es keine Studien, die positive Effekte von Arbeitslosigkeit nachweisen können, schreiben die Autoren. Ihre Erklärung: Entscheidend sei, inwieweit Beschäftigte sich freiwillig für oder gegen mehr Arbeit entscheiden. Die Belege für gesundheitsschädliche Auswirkungen von Erwerbstätigkeit bezögen sich in der Regel auf Situationen, in denen Arbeiternehmer keinen Entscheidungsspielraum haben. Gegen den eigenen Willen mehr zu arbeiten, erhöhe das Krankheitsrisiko. Die Politik fordern Bassanini und Caroli auf, diesen Zusammenhang zu berücksichtigen – zum Beispiel in der Diskussion um ein höheres Renteneintrittsalter.

  • Vollzeitbeschäftigte Männer arbeiten pro Woche durchschnittlich 5 Stunden länger als erwünscht. Bei Frauen sind es 5,8 Stunden. Zur Grafik

Andrea Bassanini, Eve Caroli: Is Work Bad for Health? The Role of Constraint vs Choice, IZA Discussion Paper Nr. 7891, Januar 2014

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