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Systemrelevant Folge 260 Just transition Christina Schildmann Service aktuell

Systemrelevant Podcast: Wie schaffen wir eine gerechte Klimawende?

Die Klimakrise fordert eine gerechte Transformation von Wirtschaft und Arbeit. Was bedeutet „Just Transition“ für Gesellschaft und Politik? Christina Schildmann, Vera Trappmann und Dennis Eversberg geben Antworten.

[12.09.2025]

Die Klimakrise gehört zu den größten Herausforderungen der Menschheit. Sie zwingt Regierungen weltweit, ihre politischen Maßnahmen konsequent auf Dekarbonisierung und Klimaneutralität auszurichten. Diese Transformation betrifft nicht nur die globale Wirtschaft, sondern verändert auch die Arbeits- und Lebensweisen von Millionen Menschen.

Doch was bedeutet eigentlich „Just Transition“ – und warum betrifft es uns alle? Wie lassen sich Klima, Arbeit und Gerechtigkeit miteinander verbinden? Darüber spricht Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, mit Vera Trappmann und Dennis Eversberg, die gemeinsam das Forschungsprojekt Just Transition – Aktivitäten im internationalen Vergleich leiten.

„Der Klimawandel betrifft uns in Deutschland schon massiv, denken wir nur an die Überschwemmungen, aber in anderen Ländern sind die Ausmaße des Klimawandels natürlich noch deutlich größer. Wenn wir in Klimaschutz investieren wollen, dann geht das eigentlich nur auf einer internationalen Ebene. In Deutschland ist die Debatte insofern verkürzt, als dass man immer sozusagen bis zur Grenze guckt und schaut, was für Auswirkungen hat Klimaschutz in Deutschland. Aber wenn wir das nicht global betrachten, dann kriegen wir den Klimaschutz nicht in Griff“, sagt Vera Trappmann, Professorin an der Universität Leeds.

Die neue schwarz-rote Regierung schwächt zentrale Maßnahmen ab. Trappmann kritisiert fehlende Klimagerechtigkeit, gestrichene Entlastungen wie das Klimageld sowie falsche Anreize bei Gas, Agrardiesel oder Pendlerpauschale. Dennis Eversberg, Soziologe an der Universität Frankfurt, bestätigt, „[…] dass sich die Priorisierung weg von Klima und hin zu Wirtschaft verschiebt.“ Besonders problematisch seien der Ausbau von Gaskraftwerken ohne klare Vorgaben und die Fixierung auf den Emissionshandel.

Christina Schildmann, weist darauf hin, dass der Begriff „Klimakrise“ im schwarz-roten Koalitionsvertrag kein einziges Mal erwähnt wird – ein auffälliger Gegensatz zum Vertrag der Ampelkoalition. Zwar seien einzelne Klimaziele übernommen worden, doch es fehle an neuen Impulsen. „Es kommt tatsächlich kein einziges Mal vor in dem schwarz-roten Koalitionsvertrag“, betont Schildmann. Deutschland verfüge grundsätzlich über leistungsfähige Institutionen und wirksame Instrumente, um den ökologischen Wandel sozial zu gestalten – von Mitbestimmungsrechten bis hin zu Qualifizierungsprogrammen. Doch die praktische Umsetzung gerät ins Stocken. Der gestoppte Transformationsprozess in der Stahlindustrie verdeutlicht exemplarisch, wie vorhandene Chancen ungenutzt bleiben.

Mehr dazu im weiteren Verlauf der Folge: internationale Fallstudien von Spanien bis Südafrika, Erfahrungen aus Gewerkschaften weltweit und die Frage, wie eine gerechte Transformation tatsächlich gelingen kann.

[Moderation: Marco Herack]

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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