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In den Tagen nach dem 9. November 1989 bilden sich lange Schlangen vor westdeutschen Banken und Sparkassen. Es sind Menschen aus der DDR, die ihr Begrüßungsgeld abholen. Magazin Mitbestimmung

Von MARC VON LüPKE: Begrüßungsgeld: 100 Mark für jeden

Ausgabe 11/2017

Fundstück Die Geldprämie für DDR-Bürger ist lange Zeit ein kleiner Posten im Bundesetat. Bis zum Mauerfall 1989, als sich fast jeder der 16 Millionen Ostdeutschen die Summe sichert.

Von MARC VON LüPKE

Schlange stehen – das kannte man eher aus dem Arbeiter- und Bauernstaat. Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 bilden sich auch im Westen Menschentrauben, wie vor dieser Berliner Filiale der Commerzbank am 12. November. 100 DM Begrüßungsgeld warten dort auf jeden DDR-Bürger – bar auf die Hand. So groß ist der Ansturm auf die Kreditinstitute, dass sie auf Anweisung von Westberlins Regierendem Bürgermeister Walter Momper auch nachts öffnen.

Kaum haben die Ostdeutschen das Geld erhalten, tauschen sie es in westliche Waren um. Kaufhäuser und Supermärkte öffnen vielerorts auch sonntags, um den Ansturm zu bewältigen. „Nur noch Kohlköpfe“ hätten die Ostdeutschen zurückgelassen, unkte noch Jahre später das Nachrichtenmagazin Spiegel. Eingeführt wurde das Begrüßungsgeld für DDR-Bürger 1970 unter der Regierung Willy Brandt.

Bei Einreise in die Bundesrepublik erhielten Ostdeutsche sowie Deutschstämmige aus Polen zunächst 30 DM – maximal zweimal im Jahr. Im Jahr 1988 wurde die Summe auf 100 DM erhöht, konnte allerdings nur einmal jährlich in Anspruch genommen werden.

Aufgrund der restriktiven Ausreisepolitik der DDR war das Begrüßungsgeld lange Zeit ein kleiner Posten im Bundesetat. Für die Abwicklung waren Auszahlungsstellen bei den Stadt- und Gemeindeverwaltungen zuständig. Bis nach dem Mauerfall Hunderttausende Ostdeutsche die Unterstützungsleistung in Anspruch nehmen – auf einmal. Jetzt wird angeordnet, dass alle Banken und Sparkassen das Geld auszahlen.

Ein paar Tage nach der Maueröffnung haben sich bereits drei Millionen Menschen das Begrüßungsgeld auszahlen lassen, zum Jahresende fast jeder der über 16 Millionen DDR-Bürger. Schätzungen zufolge werden rund vier Milliarden DM ausgezahlt, bis es am 29. Dezember 1989 eingestellt wird.

Es kommt bisweilen zum Missbrauch. Zwar wird jede Auszahlung im Personalausweis per Stempel vermerkt. Im Massenandrang kann allerdings nicht jeder Schalterbeamte genau hinschauen, ob er nicht manipuliert wurde. Zwei Jahre nach der Wende verurteilt ein Gericht deswegen einen Rentner. Sechsmal hatte er das Begrüßungsgeld abgeholt.

Aufmacherfoto: Ullstein

 

Rätselfragen

1. Welche Farbe hatte der berühmte Schal des Regierenden Bürgermeisters Walter Momper?

2. Am 19. März 1970 besuchte Willy Brandt als erster westdeutscher Regierungschef die DDR. In welcher Stadt forderten die Bürger: „Willy Brandt ans Fenster!“?

3. In welcher Einzelhandelskette der DDR konnte man nicht mit Ostmark zahlen?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 24. November 2017 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

 

Preise

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 100 Euro

2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro

Schicken Sie uns die Lösung

 

Redaktion Mitbestimmung

Hans-Böckler-Straße 39

40476 Düsseldorf

E-Mail: redaktion@boeckler.de

Fax: 0211/7778-4147

 

Auflösung der Rätselfragen 4/2017

Sir Owen Williams

1971

Clement Attlee

Den 1. Preis hat Luisa Ruser aus Bremen gewonnen. Je einen 50-Euro-Gutschein erhalten Matthias Appelt aus Berlin, Nora Seibert aus Berlin und Lothar Treder-Schmidt aus Luckau.

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