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HBS Böckler Impuls

Verteilung: Altes Geld währt am längsten

Ausgabe 05/2016

In den USA steigen immer mehr Newcomer in die Liga der Superreichen auf. Die größten Chancen, dort zu bleiben, hat allerdings nach wie vor der alte Geldadel.

Donald Trump darf entspannt in die Zukunft blicken: Auch wenn er es nicht an die Spitze der amerikanischen Politik schaffen sollte, hat er immerhin gute Aussichten, weit oben in der Vermögenspyramide zu bleiben. Schließlich war schon sein Vater Immobilienunternehmer – und die sicherste Methode, dauerhaft zu den Reichsten zu gehören, besteht darin, reich geboren zu werden. Das zeigt eine Studie, für die Philipp Korom, Mark Lutter und Jens Beckert vom Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Daten zu den 400 wohlhabendsten Amerikanern ausgewertet haben.

Die Privatvermögen einer winzigen Elite hätten erheblichen Einfluss auf die Statik der US-Gesellschaft, schreiben die Soziologen. Die enorme Ungleichheit in den USA sei zu einem großen Teil auf die wachsende Kluft zwischen den Superreichen und dem Rest der Bevölkerung zurückzuführen. Zwischen 1972 und 2012 habe der Anteil des reichsten Tausendstels der amerikanischen Haushalte am Gesamtvermögen von 7 auf 22 Prozent zugenommen. Wie solche überdimensionalen Besitztümer zustande kommen, dafür gebe es im Wesentlichen zwei Erklärungsansätze.

Für Anhänger der „Superstar-Theorie“ beruht außergewöhnlicher Reichtum in erster Linie auf außergewöhnlicher Leistung. Dank Digitalisierung und Globalisierung hätten Unternehmer die Möglichkeit, auf immer mehr Ressourcen zurückzugreifen und immer mehr Kunden zu erreichen. Die Geschäftsideen talentierter Individuen – wie beispielsweise der Gründer von Google oder Facebook – würden dadurch immens lukrativ. Diejenigen, die viel finanzielles, aber wenig kognitives Vermögen geerbt haben, dürften dagegen zurückfallen. Die Folge: Altes weiche zunehmend neuem Geld.

Andere Ansätze gehen davon aus, dass Abstammung nach wie vor wichtiger als Leistung ist. Das Argument: Die Kinder von Reichen erben nicht nur Geld, sondern genießen auch durch Ausbildung, Sozialisation und Kontakte Vorteile. Zudem seien vermögende Dynastien heutzutage in der Regel sehr professionell organisiert: Viele hätten eigene Familienbüros mit Managern, Beratern und Anwälten, die sich um Geldanlage und Steuervermeidung kümmern. Selbst wenn immer mehr Neureiche nach oben drängen, dürfte es demnach Generationen dauern, die etablierten Eliten aus ihrer führenden Stellung zu verdrängen.

Die Analyse von Korom, Lutter und Beckert fußt auf der Forbes-400-Liste, die Informationen zu den finanziellen Verhältnissen der 400 reichsten US-Bürger enthält und jährlich aktualisiert wird. Das Gesamtvermögen der gelisteten Personen ist zwischen 1982 und 2013 nominal von 0,12 auf etwa 2 Billionen Dollar gestiegen.

Zu den Besitzern dieser Reichtümer gehören tatsächlich immer mehr Selfmademen: Der Anteil der Erben, der 1982 noch 59 Prozent betrug, ist auf ein Drittel im Jahr 2013 gefallen. Von den Neuzugängen haben überproportional viele ihr Geld in der Finanzwirtschaft, in Technologiebranchen oder dem Einzelhandel verdient. Das deutet nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass die USA am oberen Ende des sozialen Spektrums tatsächlich eine dynamische Gesellschaft darstellen und die Herkunft an Bedeutung verloren hat – zumindest wenn es darum geht, von den Wohlsituierten zu den Superreichen aufzusteigen. In dieser Hinsicht erscheine die Superstar-Theorie durchaus plausibel.

Völlig anders sieht es dagegen aus, wenn man die Verweildauer in der Forbes-Liste betrachtet. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit, aus der Liga der Allerreichsten abzusteigen, mit der „Neuheit“ des Vermögens zunimmt. Dabei haben sie persönliche Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Wohnort und die Höhe des Vermögens herausgerechnet. Der Reichtum des Elternhauses hat der Analyse zufolge von allen Faktoren den größten Einfluss auf den Verbleib an der Spitze der Vermögenspyramide.

Das Fazit der Autoren: Der Club der Superreichen sei zwar tatsächlich offener geworden für Neulinge. Familienreichtum bleibe aber nach wie vor entscheidend für die Aufrechterhaltung der Mitgliedschaft – ererbte Vermögen währen länger als erworbene.

  • Von den Neuzugängen der Forbes-400-Liste haben überproportional viele ihr Geld in der Finanzwirtschaft, in Technologiebranchen oder dem Einzelhandel verdient. Grafik als CSV herunterladen Zur Grafik

Philipp Korom, Mark Lutter, Jens Beckert: The Enduring Importance of Family Wealth Evidence from the Forbes 400, 1982 to 2013 (pdf) , MPIfG Discussion Paper 15/8, Dezember 2015

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