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Mindestlohn

Auf einen Blick: 12 Euro Mindestlohn - Studien und Einschätzungen

Die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro wird eine Reihe positiver Auswirkungen haben und ist angesichts der hohen Inflation dringend nötig. Studien und Einschätzungen zur neuen Lohnuntergrenze aus der Hans-Böckler-Stiftung.

[2.6.2022]

Am Freitag wird im Deutschen Bundestag über die Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro entschieden. Die Anhebung bringt Millionen Menschen, die aktuell finanziell besonders stark belastet sind, spürbare Einkommensverbesserungen. Aktuelle Studien gehen auch von positiven langfristigen gesamtwirtschaftlichen Wirkungen aus. Im europäischen Vergleich würde Deutschland bei der Mindestlohnhöhe vom Nachzügler zum Vorreiter.

„Die Teuerung von Energie und Lebensmitteln betrifft vor allem jene Gruppen, die schon in der Corona-Pandemie von Einkommenseinbußen betroffen waren. Diese Gruppen haben sowohl finanziell als auch in psycho-sozialer Hinsicht keine Reserven mehr und verlieren allmählich das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Staates“, sagt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin unseres Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) (neue Daten dazu hier). "Der höhere Mindestlohn stabilisiert die Einkommen am untersten Rand der Einkommensverteilung. Davon werden sehr stark auch Frauen profitieren.“

  • Bettina Kohlrausch Mindestlohn

„Angesichts der hohen Teuerung ist es zentral, dass die Einkommen von Menschen mit niedrigen Verdiensten gestärkt werden“, sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor unseres Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). „Simulationsstudien zeigen zugleich auch positive gesamtwirtschaftliche Effekte der Mindestlohnerhöhung, beispielsweise auf das Wirtschaftswachstum und den Spielraum für öffentliche Investitionen. Die Auswirkungen auf Beschäftigung und Inflation sind hingegen gering.“

Allerdings betonen Dullien und Kohlrausch auch, dass die Mindestlohnerhöhung nur ein Faktor sein kann, um kurz- wie längerfristig insbesondere niedrige Einkommen zu stabilisieren – und dass sie keine ausreichende Antwort auf die aktuellen Preissteigerungen ist: „Um soziale Härten zu vermeiden, sollte die Bundesregierung in Betracht ziehen, weitere Einmalzahlungen für Haushalte mit geringeren Einkommen auf den Weg zu bringen“, sagt IMK-Direktor Dullien. „Die Erhöhung auf 12 Euro ist ein wichtiger Schritt – allerdings nur ein Baustein zur Schaffung eines gerechten Lohngefüges. Mindestens ebenso wichtig ist eine Stärkung der Tariflöhne“, betont WSI-Direktorin Kohlrausch.

  • Sebastian Dullien Mindestlohn

Aktuelle Studien:

  • Wo Niedriglöhne verbreitet sind

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