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Systemrelevant Podcast: Gastgewerbe: Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist unverzichtbar

Warum das Gastgewerbe dringend bessere Arbeitsbedingungen benötigt und welche Auswirkungen die Coronakrise auf die Branche hat, berichten Christina Schildmann und Katrin Schmid.

[03.11.2023]

Die Coronakrise hat erhebliche Auswirkungen auf die Gastgewerbebranche gehabt, und viele Beschäftigte haben in der Folge alternative Karrierewege gesucht. Eine mögliche Rückkehr in die Branche wird zunehmend von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Bezahlung abhängen. Vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten über zwei Millionen Menschen in diesem Sektor, jedoch gab es im April 2020 trotz Kurzarbeit und staatlicher Unterstützung 330.000 Beschäftigte weniger.

Katrin Schmid und ihre Kolleg*innen von Wmp Consult haben die aktuellen Entwicklungen im Gastgewerbe analysiert. Grundlage war eine umfangreiche Befragung von über 4.000 Mitarbeiter*innen und Betriebsrät*innen. Viele Beschäftigte im Gastgewerbe arbeiten mit Leidenschaft, was sie oft anfällig für Ausbeutung macht, da sie ihre Arbeit gerne ausüben. Die unzureichenden Arbeitsbedingungen und die fehlende Wertschätzung sind dabei besonders frustrierend.

Schmid berichtet, dass das Geschäftsmodell der Branche in der Vergangenheit auf Minijobs und Flexibilität ausgerichtet war, bis die Einführung des Mindestlohns einige in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse brachte. Während der Pandemie sind jedoch die Minijobs schneller gewachsen als sozialversicherungspflichtige Stellen, was die Branche erneut in eine prekäre Lage versetzt.

Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, greift den Begriff der Flexibilität auf und schildert die neue Situation so, dass die Flexibilitätsfalle zugeschlagen habe und dass es bemerkenswert sei, wie Arbeitnehmer*innen in dieser Branche schließlich so flexibel gewesen seien, dass sie sich entschlossen hätten, der Branche den Rücken zu kehren.

Schildmann weist darauf hin, dass die Einführung von Tarifverträgen in dieser Branche hilfreich sein können, um die gewerkschaftliche Organisation zu stärken. Es sei jedoch wichtig zu beachten, dass dies im Gastgewerbe eine besondere Herausforderung darstellt und die gewerkschaftliche Organisation schwierig ist. Vor und während der Corona-Pandemie gab es nur geringe Bewegung in Bezug auf Tarifverhandlungen zwischen den Sozialpartnern. Die Krise und die Abwanderung von Beschäftigten aus der Branche haben jedoch zu vermehrten Tarifverhandlungen geführt.


Moderation: Marco Herack

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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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