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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Befristung kostet Produktivität

Ausgabe 08/2017

Wer keinen unbefristeten Arbeitsvertrag hat, ist weniger produktiv.

Den perfekten Arbeitnehmer stellen sich viele Manager so flexibel und billig wie möglich vor. Dabei übersehen sie allerdings die Schattenseiten von zu viel Flexibilität: Wer keinen unbefristeten Arbeitsvertrag hat, ist weniger produktiv. Das zeigen Berechnungen der Wirtschaftswissenschaftler Domenico Lisi und Miguel Malo von den Universitäten Catania und Salamanca, die mithilfe von Daten aus 13 EU-Ländern die Produktivitätsentwicklung in zehn verschiedenen Branchen zwischen 1992 und 2007 analysiert haben.

Besonders ausgeprägt ist der negative Effekt demnach bei Unternehmen, die auf Hochqualifizierte angewiesen sind: Wenn der Anteil der befristeten Beschäftigung um zehn Prozentpunkte zulegt, kostet das in Branchen mit überdurchschnittlich vielen Akademikern im Schnitt 1 bis 1,5 Prozent Produktivitätswachstum. Bei den anderen Branchen sind es 0,5 bis 0,8 Prozent.

Die Erklärung der Forscher: Befristet Beschäftigte dürften wenig Interesse verspüren, an Innovationen mitzuwirken, von denen sie selbst nicht profitieren werden. Auch ihr Anreiz, sich firmenspezifische Fähigkeiten anzueignen, sei geringer, ebenso wie der Anreiz der Unternehmen, Weiterbildung zu finanzieren. Die dadurch bedingten Kompetenzdefizite schlagen in wissensintensiven Wirtschaftszweigen besonders stark zu Buche, so die Autoren.


Domenico Lisi, Miguel A. Malo: The impact of temporary employment on productivity, Journal of Labour Market Research, März 2017 (online)
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