Systemrelevant Podcast: Wer trägt die Last der Rente?
Es heißt, das Rentenpaket 2025 belastet die jungen Generationen. Doch stimmt das wirklich? IMK-Direktor Sebastian Dullien erklärt, warum die Rente „pfadabhängig“ ist, was das Rentenpaket bewirkt und wer am Ende profitiert.
[05.12.2025]
Die Diskussion um das Rentenpaket 2025 wird hitzig geführt. Doch wie bedrohlich ist es wirklich für die junge Generation? IMK-Direktor Sebastian Dullien und seine Kolleg*innen haben das mit dem Open Source Rentenmodell (gefördert durch das IMK) simuliert* – und das Ergebnis überrascht: „Wir haben nachgerechnet und können eigentlich zeigen, dass das Rentenpaket nicht die jungen Generationen benachteiligt.“
Im Podcast analysiert Dullien die Maßnahmen nacheinander. Ein Kernpunkt: die Haltelinie von 48 Prozent Rentenniveau, die bis 2031 verlängert werden soll. Die Junge Union sieht darin ein unzulässiges Setzen der Haltelinien des Rentenniveaus, das über den Zeitraum hinaus wirke. Und genau hier kommt ein entscheidender Mechanismus ins Spiel: „Was man sich klarmachen muss, die Rente ist pfadabhängig.“ Bleibt das Rentenniveau jetzt stabil, startet das System später auf einem höheren Niveau – und davon profitieren nicht nur heutige Rentner, sondern alle, die in den kommenden Jahrzehnten in Rente gehen.
Natürlich kostet das auch Geld. Doch der IMK-Direktor sortiert ein: Die Mütterrente 3 schlägt anfangs mit rund fünf Milliarden Euro zu Buche, etwa 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Stabilisierung des Rentenniveaus kostet langfristig rund 0,2 bis 0,3 Prozent des BIP. „Das ist nicht wenig, das ist viel Geld, aber es kriegen auch sehr viel Menschen Rente in Deutschland und im Grunde kriegen fast alle von uns hoffentlich irgendwann Rente,“ so Dullien. Vor diesem Hintergrund stellt der IMK-Direktor fest: „Das heißt eigentlich, so riesengroß kann das Problem doch nicht sein.“
Statt sich in Details zu verlieren, verweist Dullien auf die echten Stellschrauben: Zuwanderung, Erwerbsbeteiligung von Frauen, Integration Geflüchteter und mehr Menschen in stabile Beschäftigung. Hier entscheide sich, wie tragfähig die Rente wirklich bleibt: „Der Schlüssel für die Nachhaltigkeit in der Rentenversicherung liegt gar nicht in der Rentenreform, sondern ganz woanders.“
Was die Simulation konkret für Rentner*innen – heute und in 30 Jahren – bedeutet, warum junge Menschen teils sogar höhere Renditen erzielen und welche politischen Konflikte dahinterstecken, wird im weiteren Verlauf der Folge besprochen.
[Moderation: Marco Herack]
Weitere Informationen
*João Domingues Semeano, Sebastian Dullien, Camille Logeay, Ulrike Stein: Rentenpaket macht Rentenversicherung auch für Jüngere attraktiver, belastet aber den Bundeshaushalt. Simulationsergebnisse für verschiedene Geburtsjahrgänge zum Rentenpaket 2025 der Merz-Regierung. IMK Policy Brief Nr. 203, November 2025.
Von Stabilisierung profitieren gerade die Jungen: Böckler Impuls 18/2025
Rentenpaket ist generationengerecht – es verbessert Renten-Renditen auch für die Jüngsten, Belastung für Bundeshaushalt verkraftbar; Pressemitteilung vom 25.11.2025
Transkript zur Folge 272 (pdf)
Alle Informationen zum Podcast
In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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