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Neva Löw, wissenschaftliche Referentin für Transfer am WSI der Hans-Böckler-Stiftung Service aktuell

WSI-Herbstforum: Klimapolitik braucht soziale Gerechtigkeit

Wie kann der Wandel zur Klimaneutralität sozial gerecht gestaltet werden? Der Weg zur Klimaneutralität erfordert mehr als Technik – es braucht Teilhabe, Solidarität und Gerechtigkeit. Was das bedeutet, erläutert Neva Löw.

[10.11.2025]

Von Neva Löw

In dieser Woche treffen sich in Brasilien Staats- und Regierungsvertreter*innen aus aller Welt zur UN-Klimakonferenz, der COP30. Im Mittelpunkt steht, wie das Pariser Abkommen weiter umgesetzt werden kann, welche Schritte notwendig sind, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, und wie die dafür erforderliche Finanzierung gesichert werden soll. Derzeit steuert unser Planet auf eine Temperaturerhöhung von rund 2,8 Grad zu. Die Dringlichkeit der Situation ist also unübersehbar.

Uneinigkeit herrscht darüber, wie die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise gestaltet werden soll und wo politische Prioritäten gesetzt werden müssen. Eine sozial-ökologische Wende erfordert neue Produktionsprozesse, umgestaltete Arbeitsweisen und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Zugriff des Kapitals auf Natur und Umwelt. Der Umbau zur Klimaneutralität ist ressourcenintensiv, wirkt sich auf globale Handelsbeziehungen aus und kann Ungleichheiten zwischen Nord und Süd verschärfen. Es sind also enorme gesellschaftliche Anstrengungen nötig, um die bevorstehenden tiefgreifenden Veränderungen zu bewältigen.

Eine wachsende Unsicherheit in der Bevölkerung in Bezug auf Einkommen und Arbeitsplatz ist eine der Folgen der Transformationsprozesse. Anti-demokratische Kräfte nutzen diese Sorgen gezielt aus. Laut einer WSI-Studie neigen in Deutschland und anderen europäischen Ländern Menschen mit Arbeitsplatzsorgen durch die Transformation häufiger dazu, extrem rechts zu wählen – besonders Geringverdienende und Arbeiter*innen. Wer im Arbeitsleben mehr Autonomie hat, sorgt sich weniger. Dies macht deutlich, wie dringend erforderlich es ist, die Perspektive der Arbeit und der Arbeitenden ins Zentrum klimapolitischer Maßnahmen zu rücken und Klima-Sozialpolitik umzusetzen. Neben technologischen Veränderungen müssen daher auch soziale und infrastrukturelle Grundlagen geschaffen werden, um ein nachhaltiges Arbeiten und Leben zu ermöglichen.

Die sozial-ökologische Transformation ist ein gesamtgesellschaftliches Projekt. Ihr Erfolg hängt davon ab, ob sie auf Teilhabe, Gerechtigkeit, Solidarität und globaler Verantwortung basiert. Für uns viele gute Gründe, auf dem WSI-Herbstforum, zeitlich parallel zur COP30, nach konstruktiven Lösungen für die aktuellen Transformationskonflikte zu suchen.   

Neva Löw ist wissenschaftliche Referentin für Transfer am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

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