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Christian Hoßbach im Interview Service aktuell

Hub: Transformation gestalten: "Innovationen müssen die Gesellschaft voranbringen"

In der Telekommunikation verbinden Hubs verschiedene Geräte miteinander. Auch der Transformations-Hub der Hans-Böckler-Stiftung soll verbinden, Institutionen und Betriebe mit guten Lösungen für den sozial-ökologischen Wandel. Ein Gespräch mit Christian Hoßbach, der den Austausch auf der Plattform organisiert.

[1.9.2022]

Wofür steht für Sie der Begriff Innovation?

Für Gestaltung und für Lösungen. Innovationen müssen die Gesellschaft voranbringen. Nur so kommen wir bei den großen Themen weiter, ob es um den Klimawandel geht oder um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein rein technisches Verständnis greift, wie die Beispiele andeuten, aber zu kurz. Soziale und gesellschaftliche Innovationen sind genauso wichtig. Dazu brauchen wir Instrumente, die den technischen Fortschritt ins Soziale einbetten. Grundlegend für eine soziale Transformation ist zweifellos eine hohe Tarifbindung. Sie gehört zur Infrastruktur einer gerechten, aber auch einer innovationsstarken Gesellschaft, und deshalb sind die Auseinandersetzungen um Vergaberegeln, Tariftreuegesetze und Beschränkung der Tarifflucht auch mit Blick auf Innovation und Transformation wichtig.

Sollte die Wissenschaft auch mit diesem Ziel forschen? Zum Wohle der Gesellschaft?

Forschung muss in alle Richtungen denken. Aber wenn die Ergebnisse umgesetzt werden, geht es um Veränderungen, die Arbeits- und Lebensbedingungen betreffen.

Wo steht der Transformations-Hub der Hans-Böckler-Stiftung in diesem Spannungsfeld?

Technischer Fortschritt muss mit sozialem und gesellschaftlichem Hand in Hand gehen. Das mitzudenken, auch den Blick auf die Arbeit wach zu halten, dafür setzen wir uns ein und deshalb sprechen wir von einem sozial-ökologischen Wandel.  Natürlich müssen wir den CO2-Ausstoß massiv senken. Da setzen die Klimaziele harte Grenzen. Aber die sozialen Fragen müssen gleichrangig behandelt werden. Wenn das als Prinzip erkannt und durchgesetzt wird, haben wir die Chance, dass Transformation zu gesellschaftlichem Fortschritt führt. 

Welche Rolle wird der Hub spielen?

Die Transformation ist eine riesige Herausforderung, weil so vieles gleichzeitig unter Veränderungs- und Zeitdruck steht. Der Hub soll helfen, den Austausch über gute Lösungen und neue Erkenntnisse zu beschleunigen, nach außen, aber auch nach innen mit den Instituten und Projekten der Hans-Böckler-Stiftung. Und es geht darum, die handelnden Institutionen zu fordern: Welche Rolle haben Wirtschaftsförderung, Kommunalpolitik, Arbeitsagenturen bei der gerechten Gestaltung der Transformation?

Es geht also um die Begleitung von Veränderungen?

Es geht um Gestaltung. Es reicht nicht, auf Veränderungen zu reagieren, wir müssen uns früh in die Debatten einmischen, Beteiligung einfordern. Und zwar aus der Perspektive der Beschäftigten. Der Hub ist eine Antwort darauf, genauso wie die neue Förderlinie für Betriebe und Regionen, mit deren Hilfe Fragen zeitnah erforscht werden können, die bei Transformationsprozessen im Betrieb oder in der Region hochploppen. Es sollen Projekte sein, die auch als Beispiel für andere Betriebe und Regionen taugen.

Zeiten des Wandels sind meist unruhige Zeiten auch für die Demokratie. Spielt dieser Aspekt eine Rolle?

Die Befragungen der Hans-Böckler-Stiftung während der Pandemie haben immer wieder bestätigt: Menschen, die in mitbestimmten Unternehmen arbeiten, sind auch in ihren demokratischen Einstellungen gefestigter. Gerade in der Transformation brauchen wir deshalb eine starke Mitbestimmung, die auch mit guten Instrumenten ausgestattet ist. Und wir brauchen eine klare Haltung aller staatlichen oder öffentlich-rechtlich Stellen. Gerechte Gestaltung der Transformation geht in der Demokratie alle an.

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