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Flüchtlinge aus der Ukraine erreichen Rumänien Service aktuell

Böckler-Stipendiat in Rumänien: Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine

Als Nachbarstaat der Ukraine hat auch Rumänien Zehntausende von Flüchtlingen aufgenommen. Böckler-Stipendiat Lutz Drieling (25) studiert derzeit in Bukarest. Im Interview berichtet er von der Situation im Land und von seinem Hilfsprojekt für die Geflüchteten.

[9.3.2022]

Lutz, Du studierst derzeit im Rahmen deines Böckler-Stipendiums in Bukarest. Wie hast Du die Bilder und Nachrichten vom Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine aufgenommen?

Lutz Drieling: Das Konzept „Krieg" wird, sobald man feststellt, dass eine der bombardierten Städte gerade mal 550 Kilometer entfernt ist, plötzlich sehr real. Besonders beunruhigend wird es, wenn man zudem noch jemanden in der Ukraine kennt.

In den vergangenen Tagen sind schon viele Flüchtlinge in Rumänien eingetroffen. Wie reagieren die Menschen im Land darauf?

Die Menschen, zumindest in meiner Umgebung und in meiner Reichweite, sind außerordentlich hilfsbereit. In den letzten Tagen kursierten Bilder von Menschen, die an der ukrainisch-rumänischen Grenzen neben Wasser und Essen auch weitere Hilfe anboten. Es wurde die Facebookgruppe „United for Ukraine“ gegründet, die zur Koordinierung, zum Anbieten und Anfordern von Hilfe, genutzt wird. Sie hat schon mehr als 240.000 Mitglieder.

  • Lutz Drieling in Bukarest
    Böckler-Stipendiat Lutz Drieling in Bukarest

Auch Du hast Dich entschieden zu helfen – mit einer Website, die du zusammen mit Kommilitonen erstellst. Was ist die Idee dahinter?

In unserem Masterstudiengang haben wir uns direkt gefragt, wie wir die Menschen unterstützen könnten. Wir wollten eine Plattform aufbauen, die an einem Ort und auf benutzerfreundliche Weise hilfreiche Ressourcen für diejenigen bereitstellt, die aus der Ukraine fliehen mussten, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit.

Auf „uni4Ukraine“ sammeln und präsentieren wir Informationen, die besonders für diejenigen relevant sind, die in der Ukraine studiert, gelehrt oder an Universitäten gearbeitet haben. Zum Beispiel über Finanzierungsmöglichkeiten wie Stipendien.

Derzeit arbeiten wir auch an einer Rubrik mit praktischen Informationen für Studierende, die bereits an einer ukrainischen Universität eingeschrieben waren und ihr Studium fortsetzen möchten, um ihre Ausbildung nicht zu gefährden.

Auch wenn die Website in erster Linie mit Blick auf die spezifischen Bedürfnisse von akademischen Flüchtlingen aus der Ukraine erstellt wurde, wollten wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten im akademischen Bereich nutzen, um eine Informationsplattform aufzubauen, von der möglichst viele Menschen profitieren können.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Die Idee stammt von unserer Professorin Luciana Alexandra Ghica, die auch den Studiengang koordiniert und in diesem Semester einen Kurs über öffentliche Kommunikation und Risikomanagement im internationalen Umfeld anbietet. Dies ist eine sehr praktische, lebensnahe Übung, bei der wir das Wissen aus diesem Kurs und aus allen anderen Disziplinen, die wir zuvor im Masterstudiengang gelernt haben, anwenden können, um Menschen zu helfen.

Wie weit seid ihr mit dem Projekt?

Die Website ist bereits öffentlich zugänglich. Es ist eine Herausforderung, alles technisch reibungslos ablaufen zu lassen, aber die Website ist voll funktionsfähig und hilft hoffentlich so vielen Menschen wie möglich.

Ich hoffe, dass in der Ukraine bald Frieden herrscht und dass sie alle Unterstützung erhält, die sie braucht, um das Land wieder aufzubauen und ihren Bürgern eine sichere Heimat zu bieten.

Lutz Drieling

Wie kann man Euch unterstützen?

Teilt unsere Webseite und unsere Social-Media-Accounts auf Facebook, Instagram und Twitter und bittet Menschen, uns Informationen über Initiativen, Organisationen, Stipendien oder Datenbanken mitzuteilen, die Unterstützung und relevante Informationen für Menschen anbieten, die aus der Ukraine fliehen mussten.

Was ist Deine Hoffnung für die Geflüchteten und für die Ukraine?

Ich hoffe, dass die Menschen Frieden finden und dass alle, die in die Ukraine zurückkehren wollen, dies sicher und bald tun können. Dass alle, die im Ausland bleiben wollen, eine neue Heimat finden und dort, wo sie leben wollen, sicher und in Frieden aufgenommen werden.

Ich hoffe auch, dass unsere lieben Kollegen, die fliehen mussten, ihr Studium wieder aufnehmen können und dass sie nach Abschluss ihres Studiums eine befriedigende Arbeit finden und zu einer gerechteren und friedlicheren Gesellschaft beitragen können. Und ich hoffe, dass in der Ukraine bald Frieden herrscht und dass sie alle Unterstützung erhält, die sie braucht, um das Land wieder aufzubauen und ihren Bürgern eine sichere Heimat zu bieten.

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