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Jahresausblick 2022: Große Hoffnungen auf „normalere“ Fahrwasser

Omikron & Energiepreise: Das Jahr startet mit erheblichen Risiken für die Wirtschaft. Doch es gibt für 2022 auch viele positive Signale, schreibt IMK-Direktor Sebastian Dullien.

[3.1.2022]

Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns. Gestartet mit einer Phase pandemiebedingt geschlossener Geschäfte, Restaurants und Schulen. Fortgesetzt mit einer nach Anlaufschwierigkeiten überraschend schnellen Impfkampagne im Frühjahr und einem in vieler Hinsicht entspannten Sommer. Ausgelaufen mit der Erkenntnis, dass in Deutschland sich leider zu wenig Menschen haben impfen lassen, die Regierung die Booster-Impfungen zu spät angegangen hat und wir deshalb erneut Kontaktbeschränkungen brauchen. Garniert mit Nachrichten über Rekordinflationsraten zum Ende des Jahres ist die Bilanz 2021 damit eher enttäuschend.

Aller Voraussicht nach dürften die kommenden Monate für viele Teile der Wirtschaft noch einmal schwierig werden, weil die Pandemie nicht einfach verschwindet. Dem Gastgewerbe, dem stationären Einzelhandel und der Freizeit- und Kulturwirtschaft werden erneut Umsätze fehlen. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Betriebe den erneuten Schlag überleben.

Danach sind allerdings die Aussichten für eine kräftige Wirtschaftserholung gut. Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind prall gefüllt. Wenn sich die Probleme bei der Lieferung von Vorprodukten auflösen – insbesondere bei Halbleitern – dürfte die Herstellung kräftig anziehen. Zudem haben die Deutschen fast 200 Milliarden Euro in der Corona-Zeit zusätzlich beiseitegelegt, von dem einiges nach Abklingen des Infektionsgeschehen ausgegeben werden dürfte. Solange nicht neue Energiepreisschocks auftreten, sollte schon im Januar die Inflation wieder spürbar zurückgehen. Insgesamt sind damit alle Elemente eines kräftigen Konjunkturaufschwungs 2022 gegeben.

Hoffnung für Fortschritte macht auch der Koalitionsvertrag. Noch im ersten Jahr der neuen Regierung soll der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro die Stunde steigen – für Millionen Menschen in Deutschland ein Schritt zu besseren Einkommen und höherem Lebensstandard. Auch die versprochenen Investitionen der neuen Regierung in Transformation und Infrastruktur machen Hoffnung, dass es für das Land in die richtige Richtung geht.

Leider gibt es für das neue Jahr auch Risiken. Wenn es schlecht läuft, könnte die neue Corona-Variante „Omikron“ erneut zu Betriebsschließungen in Asien führen und neue Probleme mit den Lieferketten schaffen. Eine Zuspitzung des Ukraine-Konflikts könnte zu Unterbrechungen bei den Gaslieferungen führen und Energiepreise in die Höhe treiben.

Bleibt zu hoffen, dass diese Risiken nur Risiken bleiben und sich nicht materialisieren – und dass wir 2022 endlich wieder in etwas „normalere“ Fahrwasser kommen!

Prof. Dr. Sebastian Dullien ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung

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