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Magazin Mitbestimmung

: Editorial

Ausgabe 10/2005

An die Arbeit!

Viele Arbeitnehmer/-innen wollen sich den Wunsch nach Kindern erfüllen; manche ihre kulturellen Sinne und sozialen Fähigkeiten auch jenseits der Fabriktore und Bürotürme
entwickeln. Und alle wollen wir schlicht und einfach gesund alt werden.

Hier eine gute Balance zu finden ist kein zweitrangiges Thema für Arbeitnehmer/-innen. Und kein anderes strahlt so viel gewerkschaftliche Gestaltungskraft aus.

Die traditionellen Utopien von "Arbeit und Leben" sind moderner denn je, daran erinnert der Publizist Warnfried Dettling in unserem Heft. Und sie müssen nicht utopisch bleiben. An diesen Plattformen können wir bauen - für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für mehr Chancengerechtigkeit zwischen Mann und Frau, für eine bessere Work- Life-Balance für alle Arbeitnehmer/-innen. Denn tragende Elemente dieser Plattformen sind Gesetze, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen.

Wir wissen mittlerweile, was heute Arbeitnehmer/-innen und insbesondere Eltern brauchen: flexible Arbeitszeiten - nicht nur täglich, sondern auch im Lebensverlauf. Optionen für wechselnde Arbeitsorte, Stichwort Telearbeit. Möglichkeiten der Kinderbetreuung, die mit erweiterten Arbeitszeiten korrespondieren. Und wir alle brauchen in den Unternehmen mehr werbendes Verständnis für das Verzahnen von betrieblichen Erfordernissen mit familiären Verpflichtungen und lebensweltlichen Engagements.

Nun wissen wir aber leider auch, dass das Projekt Work-Life-Balance - einigen Anstrengungen der rot-grünen Regierung und allen medialen Beschwörungen zum Trotz - mitnichten in den Unternehmen angekommen ist. Nur sieben Prozent der Betriebe mit Betriebsrat haben eine Betriebsvereinbarung zu "familienfreundlichen Arbeitsbedingungen" abgeschlossen, acht Prozent zur Chancengleichheit. Nicht mehr als ein Drittel der befragten Betriebe hat über diese Dinge schon einmal gesprochen, wie aus der WSI-Betriebsrätebefragung hervorgeht, siehe Bericht Seite 26.

Doch wenn überhaupt etwas passiert, dann sind es die Arbeitnehmervertreter/-innen, die die Initiative ergreifen und die in jüngster Zeit zunehmend mehr Betriebsvereinbarungen zur Work-Life-Balance abschließen.

Und deshalb geben wir in diesem Heft viele praktische Hinweise für Betriebs- und Personalräte. Denn sie können entscheidend daran mitwirken, eine Arbeitswelt mit menschlichem Maß zu schaffen. Und eine Gesellschaft, die vitale Interessen und Bedürfnisse nicht blockiert und bestraft - wer immer uns regieren wird.

Anregende Lektüre wünscht
Cornelia Girndt
cornelia-girndt@boeckler.de

 

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