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Rebekka Kuiter (27) arbeitet als Restauratorin für die VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land gGmbH. Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Restauratorin

Ausgabe 03/2022

Rebekka Kuiter, 27 Jahre, arbeitet als Restauratorin für die VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land gGmbH.

ORT DER VARUSSCHLACHT, VENNER STR. 69, BRAMSCHE-KALKRIESE. Genau hier, wo ich arbeite, kämpften vor 2000 Jahren römische Soldaten und Germanen gegeneinander. Was die Archäologen auf dem antiken Schlachtfeld finden, bringen sie zu uns. Besonders empfindlich ist Eisen, weil es stark korrodiert ist. Wir bekommen Klumpen, in denen kaum noch metallisches Eisen vorhanden ist, dafür aber aggressive Salze. Ohne Konservierung zerfallen sie.

Meine Arbeit ist fast wie eine Zeitreise. Wir kommen den Menschen, die diese Dinge einst hergestellt und verwendet haben, sehr nahe. Seit zwei Jahren restauriere ich den Schienenpanzer eines Legionärs. Das ist eine Rüstung aus Eisenplatten, die den Oberkörper vor Hieb- und Stichwaffen schützte. Der Schienenpanzer ist weltweit einzigartig. Zu mir kam er in einem 500-Kilo-Block mit der umgebenden Erde, der schon im Computertomografen untersucht wurde.

Dass ein so ein großes Metallobjekt auf einem geplünderten Schlachtfeld entdeckt wird, ist eine Ausnahme. Es wurde jedes Stück Metall mitgenommen. Aber hier haben wir es mit besonderen Umständen zu tun: Der Panzer lag in einer verschütteten Grube zusammen mit einer Fessel, einer sogenannten Halsgeige und weiteren Funden.

Meine Arbeit ist es, die alte Oberfläche freizulegen – mit einem feinen Skalpell, einem Schleifgerät wie beim Zahnarzt und einem Sandstrahlgerät. Dabei brauche ich viel ­Geduld. Die Stücke werden mit Acrylharz stabilisiert, Fragmente zusammengefügt. Ich verwende alterungsstabile, möglichst ent­fern­bare Materialien. Alles muss in einem angemessenen Klima gelagert werden.

Wir wissen nicht genau, was mit dem Legionär, der den Panzer trug, geschehen ist. Wurde er getötet? Den Göttern geopfert? Knochen haben wir keine. Derzeit laufen Untersuchungen, die die Phosphatkonzentration im umliegenden Erdreich analysieren. So will man feststellen, ob wirklich ein Körper im Inneren des Panzers war.“

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