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 Ulrich Demuth (55) ist Leiter der Patentabteilung bei der Wika SE & Co. KG Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Der Plagiatsjäger

Ausgabe 01/2022

Ulrich Demuth (55) ist Leiter der Patentabteilung bei der Wika SE & Co. KG, weltweit agierender Hersteller von Druck- und Temperaturmessgeräten etwa für Gasthermen oder Industrietanks. Er lebt mit seiner Familie im Odenwaldkreis.

„Oft bin ich per Videotelefonie live dabei, wenn, hinter Rolltoren und in Kartons verpackt, Tausende gefälschte Wika-Messgeräte zum Vorschein kommen.  Meine Karriere habe ich als Produktentwickler begonnen, aber dann bin ich immer mehr auf die Patentschiene gewechselt. Mein Job beinhaltet unter anderem das Aufspüren von Plagiaten. Mit der nötigen Produktkenntnis sind Fälschungen leicht zu erkennen. Mal stimmt das Logo nicht, mal sind Bauteile verräterisch. Welche das sind, will ich hier nicht verraten.

80 Prozent der Produktfälschungen stammen aus Fernost. Allein auf der chinesischen Internetplattform Alibaba finden wir im Durchschnitt mehr als 30 Wika-Fälschungen oder Fake-Verkaufsanzeigen pro Monat. Mittlerweile sind die Behörden und die Plattformbetreiber in Fernost sehr kooperativ, sodass die Plagiate meist schnell aus dem Internet verschwinden, nachdem wir darauf hingewiesen haben.

Um verdächtige Produktfälscher vor Ort zu entlarven, machen wir Testkäufe. Dann hat mein Job etwas von ‚Tatort‘, wenngleich im Kleinen. In der Regel verlangen wir eine Unterlassungserklärung von einem überführten Produktfälscher.  Aber nicht alle gehen darauf ein, manche machen im Verborgenen weiter. Im Äußersten veranlassen wir eine Razzia. Das ist in meinen 15 Jahren hier ungefähr zehnmal geschehen, zuletzt in Indonesien.

Bislang waren zum Glück alle Durchsuchungen erfolgreich. Das ist wichtig, denn Aufwand und Kosten sind hoch. Polizei, Außenhandelskammer und Anwälte müssen einbezogen werden. Da braucht man schon mal sechs Monate Vorbereitung.  Landen wir einen großen Coup, spricht sich dies in der Fälscherszene herum. Dann wird es für zwei bis drei Jahre spürbar ruhiger, und wir haben mehr Zeit für das eigentliche Geschäft unserer Abteilung: Fragen des Patentrechts zu klären und Innovationen durch Patentanmeldungen zu schützen.“

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